"Krönungsfeier" auf dem Parteitag

MAINZ/TRIER. Mit dem Mitglieder-Votum für Christoph Böhr sind die Würfel in der Auseinandersetzung um den CDU-Spitzenkandidaten gefallen: 57,1 Prozent stimmten für den Parteichef. Beim entscheidenden Parteitag am kommenden Freitag in Bad Kreuznach wird es wohl auch keinen Überraschungs-Gegenkandidaten mehr geben.

Hermetisch abgeschirmt von der Öffentlichkeit und selbst für Parteifreunde nicht zugänglich, arbeitete sich am Dienstag die rund 20-köpfige Zählkommission im oberen Stockwerk der Mainzer CDU-Landeschäftsstelle durch den Berg von mehr als 30 000 Wahlbriefen. Während der Wahlausschuss unter den Augen seines Vorsitzenden Helmut Martin und zweier Vertrauensleute akribisch Stimmen auszählte, zeigten sich die beiden Kontrahenten Christoph Böhr und Peter Rauen zuversichtlich.Kandidaten wirken entspannt

"Außerordentlich locker" sah Parteivorsitzender Böhr dem Auszählmarathon entgegen. Da nach den selbst auferlegten strengen Vorgaben keine "Wasserstandsmeldungen" nach außen dringen durften, stellte er sich auf "Spannung bis zuletzt" ein. Der Trierer Bezirksschef und Bundestagsabgeordnete Rauen sah dem Ergebnis des Basis-Votums für viele überraschend in Berlin entgegen. Dass er nicht am Ort des Geschehens weilte, wollte er jedoch nicht als Vorahnung verstanden wissen. "Ich habe große Vertrauen zu den Mitgliedern", gab sich Rauen optimistisch. Bereits vor den fünf Regionalkonferenzen hatte er Anfang Oktober klar gestellt, dass für für ihn ein eindeutiges Basis-Votum bereits vor einer möglichen Kampfkandidatur beim Sonderparteitag ausschlaggebend sei. Sollte Böhr vorne liegen, "dann sage ich, die Mitglieder haben entschieden und wir machen den großen Krönungsakt für Christoph Böhr", so Rauen damals. "Ich gehe davon aus, dass er sich beim Parteitag am Freitag auch daran halten wird und Christoph Böhr eine gebührende Krönungsfeier bereiten wird", sagte der Bitburg-Prümer CDU-Kreisvorsitzende Michael Billen gestern Abend. Er rechnet damit, dass sich nach dem "triumphalen Ergebnis" in Bad Kreuznach "alle" hinter Böhr stellen werden und damit "endlich Ruhe in die Partei" einkehren wird. Das hofft auch Böhr-Gegner Alexander Licht : "Ich bin sicher, dass der Riss gekittet wird", sagt der CDU-Chef des Kreises Bernkastel Wittlich. Er will das Ergebnis akzeptieren und im LandtagswahlkampfKein Grund für "riesige Triumphe"

Böhr unterstüzen, falls der Parteichef auf seine Gegner zugehe und sie "mitnehme": "Die hohe Wahlbeteiligung zwingt dazu, das Ergebnis zu akzeptieren. Auch wenn mir persönlich natürlich ein anderer Ausgang lieber gewesen wäre." Allerdings, so Licht, gebe es nun keinen Grund für Böhr und seine Anhänger, "riesige Triumphe" zu feiern. Das sieht der Dauner Unions-Kreischef und Böhr-Anhänger Herbert Schneiders natürlich ganz anders: "Ein deutliches Votum für Böhr, das zeigt, dass die Bezirkschefs, die Rauen auf den Schild gehoben haben, ganz klar auf Sand gebaut haben." Für ihn ist klar, dass die Partei von nun an wieder an einem Strang ziehen wird. "Wir können nur gewinnen, wenn wir als eine Partei und alle gemeinsam in den Wahlkampf ziehen. Das werden auch die Böhr-Gegner erkennen", ist sich Schneiders sicher. Zumindest scheinen die Rauen-Fans vorerst nicht die Absicht zu haben, die Messer zu wetzen. "Ich hoffe, dass es gelingt, die Partei zu einer kampfstarken Truppe für die Landtagswahl zu machen", sagt der Cochem-Zeller Landtagsabgeordnete Peter Bleser . Wie Licht beugt er sich der Mehrheit der Mitglieder: "Die Partei hat entschieden. Ich werde das Ergebnis respektieren. Es stellt eine Verpflichtung dar, sich hinter den Spitzenkandidaten zu stellen." Auch wenn Rauen "ein ganz respektables Ergebnis" eingefahren habe, meint Bleser etwas wehmütig. Das Ergebnis sei ein "deutlicher Fingerzeig" der Parteibasis, sagt hingegen der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster : "Die Mitglieder haben ihrem Landesvorsitzenden mit einer eindeutigen Mehrheit den Rücken gestärkt und deutlich gemacht, dass sie mit Christoph Böhr als Spitzenkandidat in den Landtagswahlkampf ziehen wollen." Das klare Ergebnis gebe ein "absolut repräsentatives und sicheres Stimmungsbild der Parteibasis" Die große Beteiligung beweise, dass die Mitglieder verlangten, dass die Partei geschlossen in den Wahlkampf ziehe, so Kaster. Ab sofort müsse die "sinnfreie Selbstzerfleischung" aufhören und wieder die Auseinander-setzung mit dem politischen Gegner gesucht werden. Eher wortkarg gab sich gestern Abend Rauen-Unterstützer Günther Schartz , CDU-Kreisvorsitzender in Trier-Saarburg und Saarburger Verbandsbürgermeister. "Die Entscheidung ist getroffen und das Ergebnis ist zu akzeptieren." Nun habe jeder seinen Beitrag dazu zu leisten, dass eine Einigung innerhalb der Partei gelingen wird. Mehr habe er zu dem Sieg von Böhr nicht zu sagen."Müssen jetzt Böhr unterstützen"

Für den Trierer CDU-Vorsitzenden Ulrich Holkenbrink ist das Ergebnis ein Votum dafür, dass endlich Ruhe und Geschlossenheit in die Partei einkehre: "Wir müssen jetzt beginnen, gemeinsam den Spitzenkandidaten Böhr im Wahlkampf zu unterstützen." Böhr-Unterstützer Holkenbrink ist sich sicher, dass sich die Partei darauf besinnen wird.

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