Krumme Touren, fette Beute

TRIER. Mit einem weitgehenden Geständnis der Angeklagten hat vor dem Landgericht der Prozess gegen eine Trierer Diebesbande begonnen. Den sieben Männern wird vorgeworfen, monatelang in Geschäfte und Büros in und um Trier eingebrochen zu sein. Dabei stahl die Bande alles, was sich anschließend versilbern ließ.

Hinter Chef-Richter Rolf Gabelmann türmen sich die Aktenstapel, und Oberstaatsanwalt Michael Zell kommt beim Verlesen der seitenlangen Anklageschrift fast aus der Puste - zwei Indizien dafür, dass im altehrwürdigen Schwurgerichtssaal ein nicht gerade alltäglicher Prozess stattfindet. Wann sitzen in Trier schon einmal sieben Angeklagte gemeinsam auf der Bank, darunter Vater und Sohn? Und auch die Quantität der Vorwürfe ist nicht von schlechten Eltern. Ein knappes Jahr lang, bis sie irgendwann auf frischer Tat geschnappt wurde, soll es die Diebesbande in wechselnder Stärke vor allem auf Büros und Geschäfte abgesehen haben. Nachts kletterten die heute zwischen 19 und 47 Jahre alten Männer auf Dächer, brachen Fenster und Türen auf und stahlen, was immer transportabel und verwertbar war: häufig Computer oder Handys, seltener Kaffeeautomaten, kleine Tresore oder Kleidung, notfalls auch mal "nur" eine Heckenschere, dutzende Paar Schuhe oder ein Spielzeugauto. Familienausflug zum Bruch in Waldrach

Wenn's schlecht lief, brachte der Bruch einige Stangen Zigaretten ein, die dann brüderlich geteilt wurden, lief's gut, hatte die Beute schon mal einen Wert von mehreren tausend Euro. Eine Trierer Firma hatte es den "Panzerknackern" so angetan, dass sie gleich drei Mal "besucht" wurde. Nicht einfach, drei Jahre später da noch den Überblick zu haben, wer wann bei welchem Bruch dabei war. Richter Rolf Gabelmann geht Anklagepunkt für Anklagepunkt durch, fragt nach Tätern und Beute, hakt ab oder korrigiert, als würde er die Ware eines LKW kontrollieren, der gerade entladen wird. Mal nicken die Angeklagten, mal schütteln sie den Kopf, mal wissen sie es selbst nicht mehr so ganz genau. Knast-Erfahrung bringen sie fast alle mit, eine abgeschlossene Lehre dagegen nur zwei. Eine typische Vita: 26 Jahre alt, Schule und Lehre abgebrochen, verheiratet, "das dritte Kind ist unterwegs". Der bald dreifache Familienvater, einer der Hauptangeklagten, ist jetzt Schrotthändler - wie einige der "glorreichen Sieben". Auch der mit 47 Jahren Älteste im Team, ein korpulenter achtfacher Familienvater, "macht jetzt Schrotthandel". Ein Sohn ist schon in seine Fußstapfen getreten: "Hauptschule, dann Schrotthandel", sagt der 22-Jährige, der auch bei einigen krummen Touren dabei gewesen sein soll und nun hinter seinem Vater auf der Anklagebank sitzt. Sein erstes Mal: Da fuhr der Papa abends mit zwei anderen im Auto weg. Er sei eingestiegen, habe noch gefragt: Wohin fahren wir denn? "Dat siehst du dann", habe der Vater geantwortet; es war ein Bruch in Waldrach. Den Männern drohen langjährige Haftstrafen. Das Urteil fällt am Montag in drei Wochen.

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