Lücken bei Gewaltverhütung

Einem Anwachsen der Gewaltdelikte will das Land Rheinland-Pfalz mit verstärkter Gewaltvorbeugung begegnen. Eine Studie der Klaus-Jensen-Stiftung zeigt allerdings, dass die Qualität der Prävention verbessert werden muss.

Mainz. Mit 95 kommunalen Räten für Kriminalitätsverhütung (unter anderem in Trier) verfügt das Land inzwischen zwar über ein flächendeckendes Netz in größeren Städten und Gemeinden, doch Aktivität und Qualität der ehrenamtlichen Gremien sind ausbaufähig, wie eine Untersuchung der Klaus-Jensen-Stiftung für zivile Konfliktbehandlung zeigt. Die Arbeit der Gremien muss besser miteinander verbunden und eine möglichst einheitliche Strategie zur Gewaltvorbeugung gefunden werden, so Jensens Fazit. Unabhängig von der Zahl der Delikte und der Dunkelziffer gibt es nach Angaben des Trierer Oberbürgermeisters keine Gemeinde mehr, die das Thema Gewalt ignorieren kann. Die unter Leitung der Psychologin Julia Jäger erstellte Studie empfiehlt unter anderem, die Prävention durch die Errichtung von Beratungsstellen und Weiterbildung zu verbessern. Zwischen den beteiligten Ins titutionen müsse mehr kooperiert, Forschungsergebnisse verstärkt praktisch nutzbar gemacht und der Blick auch auf versteckte Gewalt, etwa im häuslichen Bereich, gelenkt werden. Für die Arbeit in der Gewaltvorbeugung ist es laut Jäger notwendig, Konfliktsituationen in der Kommune auszumachen und zu analysieren - auch in ihrer Tragweite - und dabei Betroffene einzubinden. Eine bessere landesweite Vernetzung kann dann auch dafür sorgen, dass aus guten Beispielen allgemein gelernt werden kann, ohne das Rad jeweils neu erfinden zu müssen. Die Stiftung plädiert auch dafür, Gewaltvermeidung bereits über die zuständigen Ministerien in Kindergarten, Grundschule und vor allem in Familien zum Thema zu machen. Um Prävention in den Räten besser zu organisieren, sind laut Jäger möglichst viele betroffene Gruppierungen von Behörden bis zu Initiativen einzubinden, unterschiedliche Arbeitsgruppen zu bilden und Koordinatoren zu bestellen. Nach Angaben von Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) schlägt sich die über viele Jahre gestiegene Zahl von Gewaltdelikten wie Köperverletzungen in der Kriminalstatistik nieder, nicht zuletzt weil mehr und schneller angezeigt wird oder auch Schulen sensibel reagieren. Für Gewalt in der Gesellschaft und im Jugendbereich gibt es nach seinen Worten keine Entwarnung.

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