Land will Nürburgring wieder flottmachen

Einst war es die "Grüne Hölle", nun ist der Nürburgring auf dem Weg zum Freizeitpark: Konstant blieb über all die Jahre, dass das Land als Hauptgesellschafter viele Millionen in die Hand nehmen musste. Oft zum Ärger des Rechnungshofes.

 Die Bauarbeiten am Nürburgring sind im vollen Gange. TV-Foto: Björn Pazen

Die Bauarbeiten am Nürburgring sind im vollen Gange. TV-Foto: Björn Pazen

Mainz. Für die Nürburgring-Verantwortlichen ist es das wichtigste Projekt nach Errichtung der Rennstrecke 1927 und Bau des Grand-Prix-Kurses 1984. Gleichwohl hat "Nürburgring 2009" von Anfang an viele Fragen aufgeworfen und kam nur schleppend in Gang.

Mit Fahrspaß, Freizeit und Ferien sollen Millionen Besucher angelockt und Millionen Euro zusätzlicher Umsatz gemacht werden. Mehrfach verzögerten sich Finanzierungspläne, weil die Investorensuche erheblich schwieriger war als erwartet. Am Ende musste die weitgehend landeseigene Nürburgring-Gesellschaft (zehn Prozent hält der Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler) mit 135 Millionen eigenem Investitionsanteil weit stärker beim 215-Millionen-Euro-Projekt einsteigen als geplant. Damit ist bei Flaniermeile und Geschäftsboulevard auch der Steuerzahler beim Risiko mit im Boot. Für die restlichen 80 Millionen steht der Düsseldorfer Projektentwickler Mediinvest, der Hotels, Erlebnisgastronomie und ein Feriendorf bauen soll. Frühere Zusagen, wonach die Nürburgring GmbH maximal 50 Prozent des Gesamtvolumens trägt, können nur eingehalten werden, weil laut Hauptgeschäftsführer Walter Kafitz bereits 40 der 135 Millionen Euro als Einnahme von privaten Unternehmen vertraglich gesichert sind.

Um das Projekt zu stemmen, flossen aus dem laufenden Doppelhaushalt des Landes zehn Millionen Euro zur Aufstockung des Eigenkapitals und 20 Millionen als Gesellschafterdarlehen. Gleichzeitig legte der Beteiligungsbericht des Landes offen, dass der Nürburgring 2006 mit 40 Millionen Defizit abschloss, darunter allein 24 Millionen zur Abdeckung von Verlusten aus Formel 1-Rennen. Die Veranstaltungen, die dank teuren Engagements des begehrten Rennzirkusses jeweils mehr als zehn Millionen Euro Minus einfahren und derzeit im Wechsel mit dem Hockenheimring nur noch alle zwei Jahre stattfinden, sind vom Landesrechnungshof bereits moniert worden. Ebenso zu hohe Gehälter der Geschäftsführung und die umfangreichen, aber oft wenig ergiebigen oder gar kontraproduktiven Aktivitäten der Nürburgring GmbH in elf Tochterfirmen.

So endete der Einstieg ins Motorradgeschäft Bike World Nürburgring GmbH mit finanziellen Verlusten und massivem Ärger, weil es nicht nur Kritik des Rechnungshofes am wenig erfolgreichen Wirtschaften der Landesgesellschaft gab, sondern vor allem auch der örtliche Motorradhandel wegen Umsatzeinbrüchen auf die Barrikaden ging.

Auch 2007 fuhr der Ring rote Zahlen in offiziell noch nicht bekannter Höhe ein. Doch das Land steht weiter zu seinem teuren Einsatz in der strukturschwachen Eifel. Wird nicht investiert, droht am Ring der Dornröschenschlaf, warnt Aufsichtsratschef und Finanzminister Ingolf Deubel. Mehr als die Hälfte der 500 Jobs ginge verloren.

Mit dem Projekt 2009 soll es dagegen 1000 neue geben. Statt aktuell zwei Millionen sollen dann vier Millionen Besuche (nicht zu verwechseln mit verschiedenen Besuchern) die neuen Attraktionen beleben und 50 Millionen Euro Umsatz-Plus bringen. Zumindest der Hotel- und Gaststättenverband Rheinland erhofft sich durchschlagende Impulse für sein Gewerbe und positives Marketing für die gesamte Eifel, so Vorsitzender Dirk Müller. Laut Nürburgring-Chef Kafitz startet die Erlebniswelt im Juni 2009.

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