Laut und bunt

Droht der Landtag hin und wieder an seinen Ritualen und vorgestanzten Debatten in eine gewisse Lethargie zu verfallen, sorgten in dieser Woche hochkochende Emotionen und heftige Wortgefechte für Wallung.

Beim Thema Mindestlohn ließ es sich Ministerpräsident Kurt Beck nicht nehmen, nach den nicht gerade siegreichen Verhandlungen für den SPD-Boss in der Berliner Koalition im Landtag lautstark nachzukarten. Genüsslich lobte er dabei den "weitsichtigen" Eifeler CDU-Rebellen Michael Billen und dessen Eintreten für den Lohn zum Leben: "Chapeau, Herr Billen." Der nahm das "Hut ab" von der politisch falschen Seite mit Gelassenheit - und ein klein wenig Genugtuung, während sich CDU-Chef Christian Baldauf gleichzeitig als Kämpfer gegen den Mindestlohn versuchte.Richtig zur Sache ging es auch mit einem erregten und lauten Regierungschef beim Streit um den Kompromiss zur Pflegeversicherung. Wer früher geglaubt hatte, dass die Berliner große Koalition bei Bundesthemen ruhige Fronten in Mainz bescheren würde, sah sich einmal mehr getäuscht. Seit Beck als SPD-Chef mit vorn dabei ist, spielt die politische Bundesliga auch öfter im Mainzer Landtag. Und meist ist dort im Gefecht nicht zu erkennen, wer an der Spree in einem Boot sitzt. Nur eins ist deutlich: In Mainz hat Beck Heimspiele.Um dagegenzuhalten, schlachtet die CDU-Opposition vor allem die politischen Ungeschicklichkeiten und Pannen der Genossenriege aus: Vom Rheinland-Pfalz-Jubiläum bleibt dann in Erinnerung, dass es hessischen Wein zum Festakt gab, und 25 Jahre Partnerschaft mit Ruanda wird verbunden mit einer missglückten Mission eines Regierungsbeauftragten oder einem Affentanz um exklusive Gorilla-Bilder mit Beck, die ein auf Steuerzahlers Kosten mitgereister SPD-Spezi gut verkaufen konnte. Fazit: Die Politik wird lauter und bunter - aber nicht unbedingt besser.

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