Lehrer-Ausbildung nach Feierabend

TRIER. Pisa. Konventionelle Lehrer können dieses Wort oft kaum noch hören. Waldorf-Pädagogen dagegen reiben sich die Hände. Die Bildungsstudie hat ihren Schulen einen Boom gebracht. Wo mehr Schüler sind, werden auch mehr Lehrkräfte gebraucht. Im Herbst startet in Trier eine Ausbildung zum Waldorf-Lehrer.

Biologie und Chemie, Deutsch und Englisch, Eurythmie und Handarbeit: Wer im Internet-Auftritt der deutschen Waldorfschulen ( www.waldorfschule.de) auf "Stellenangebote" klickt, ist einige Zeit beschäftigt: Fast 150 offene Lehrerstellen sind dort aufgeführt. Eine Auswirkung des Booms, den diese Freien Schulen nach Auskunft des Trierer Waldorf-Lehrers Salam Bereksi derzeit überall in Deutschland verzeichnen. "Im Schuljahr 2002/2003 haben wir fünf Schüler von anderen Schulen aufgenommen, 2003/2004 waren es bereits 19", sagt Bereksi. Viele Anträge müsse man zurückweisen. "Unser Kindergarten zum Beispiel hat 35 Anmeldungen, kann aber nur 15 Kinder aufnehmen." Den Hauptgrund für das gestiegene Interesse sehen die Waldorf-Einrichtungen in den Ergebnissen der Pisa-Studie. Besonders gut schnitten dabei Länder ab, die beispielsweise anstelle des hierzulande üblichen dreigliedrigen Schulsystems eine Einheitsschule haben, und die früh mit dem Fremdsprachen-Unterricht beginnen - "alles Dinge, die wir seit Jahrzehnten praktizieren", wie die Waldorf-Pädagogen sagen. Um auf die steigende Zahl der Aufnahme-Anträge reagieren zu können, müssen mehr Waldorf-Lehrer ausgebildet werden. Das geht nicht nur per Vollzeitstudium: In Trier startet im September ein dreijähriges berufsbegleitendes Seminar für Waldorf-Pädagogik. Teilnehmer sollten ein Hochschulstudium oder einen vergleichbaren Abschluss haben. Sie treffen sich an einem Abend pro Woche sowie an neun Wochenenden im Jahr. Hinzu kommen eine jährliche Intensiv-Woche sowie Praktika. Die Seminargebühr monatlich 80 Euro.Nur eine Klasse pro Jahrgang

Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Diplom und können sich als Waldorf-Klassenlehrer bewerben. Sie begleiten dann acht Jahre lang ihre Klasse und übernehmen eine Art Grundunterricht, während beispielsweise für Fremdsprachen oder handwerkliche Fächer Fachlehrer zuständig sind. Eine Ausbildung dazu ist in Absprache mit der Freien Hochschule für Anthroposophische Pädagogik in Mannheim möglich. Das Trierer Seminar wird von allen Waldorfschulen im Raum Saarbrücken/Trier/Luxemburg getragen. Während die meisten von ihnen hoffen, durch die Ausweitung der Lehrer-Ausbildung künftig auch mehr Schüler aufnehmen zu können, müssen Interessenten in Trier weiter mit Absagen rechnen: Aus Platzgründen kann die Schule pro Jahrgang nur eine Klasse einrichten. Weitere Infos zum Seminar für Waldorfpädagogik in Trier bei Salam Bereksi, Telefon 0651/4636360, bereksisalam@arcor.de.

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