Liberale wollen zentrales "Turbo-Abi"

MAINZ. Die Bildungsqualität in Rheinland-Pfalz will die FDP mit einem 15-Punkte-Programm steigern. Verbindliche Schullaufbahn-Empfehlungen, Abschlussprüfungen für Haupt- und Realschulen und ein Zentralabitur nach zwölf Jahren sind Schwerpunkte.

Die jüngste Pisa-Studie hat nach Einschätzung von FDP-Fraktionschef Werner Kuhn nicht nur das gegliederte Schulwesen bestätigt, sondern auch "Schwachstellen" im rheinland-pfälzischen System. Um eine deutliche Qualitätssteigerung zu erreichen, haben die Liberalen Ziele für ihr Wahlprogramm formuliert, von denen es "einige in sich haben", wie Kuhn vor allem mit Blick auf den Koalitionspartner SPD einräumt. So wollen die Freidemokraten die Schullaufbahn-Empfehlung nach der vierten Klasse wieder verbindlich machen. Davon abweichen könnte nur, wer eine Aufnahmeprüfung besteht. Nach Angaben von Kuhn gibt es ein zunehmendes "Fehlleitungsproblem", bei dem Kinder und die Qualität der Schule unter der falschen Schulwahl für die Sprösslinge leiden. In die Empfehlung sollen auch erweiterte Vergleichsarbeiten einfließen, um das Votum stärker abzusichern. Mit Vergleichsarbeiten will die FDP zudem künftig auch in höheren Schulen für mehr Qualität durch Wettbewerb sorgen. Zentrales Element in diesen Plänen ist auch ein Zentralabitur nach zwölf Schuljahren. Eine landesweit einheitliche Prüfung schafft demnach mehr Vergleichbarkeit und Qualität. Die bisherige Reifeprüfung nach 12,5 Jahren ist laut Kuhn bundesweit eine "Insellösung" geblieben und kein Modell mit Zukunft. Rheinland-Pfalz werde wie andere Länder auf zwölf Jahre umstellen müssen, ist er überzeugt. An Haupt- und Realschulen wollen die Liberalen Abschlussprüfungen einführen, um die Schüler bis zum Schulende zu motivieren und die Abschlüsse aufzuwerten. Die Prüfungen sollen allerdings nur Teil der Noten sein. Umsteuern will die FDP auch bei der Lehrerbesoldung, die deutlich mehr an der Leistung ausgerichtet werden soll - ohne allerdings am Beamtenstatus der Pädagogen zu rütteln. Ausgebaut werden soll auch die vorschulische Bildung, einschließlich eines verbindlichen Sprachtests vor der Einschulung. Bedenken, dass die Vorschläge zu einer noch strikteren frühen Trennung der Schullaufbahnen und zu möglicherweise rückläufigen Abiturientenzahlen führten, teilen Kuhn und FDP-Chef Rainer Brüderle nicht. Nach ihrer Meinung ist Qualität wichtiger als Quantität. Benotungen, Überprüfungen und Wissen müsse ein höherer Stellenwert eingeräumt werden, so Brüderle. Ob die FDP-Vorstellungen umzusetzen sind, hängt nach seinen Worten entscheidend vom Gewicht der Liberalen nach der Landtagswahl ab. Die CDU begrüßte die "bildungspolitische Kehrtwende" der Liberalen. Eine SPD-Sprecherin sprach von "künstliche Bildungsaufregung" eines verfrühten Wahlkampfes. Der Elternwille bei der Schulwahl bleibe ein schützenswertes Recht.

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