Lieb und teuer

MAINZ. In einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz ist sie kaum wegzudenken: Fast jedes Dorf hat seine Freiwillige Feuerwehr – zum Löschen, Retten und oft als tragende Säule des Vereinslebens. Jetzt hat der Landesrechnungshof die Kosten für den Brand- und Katastrophenschutz unter die Lupe genommen. Fazit: Die Gemeinden könnten erheblich sparen.

Acht Minuten nach der Alarmierung muss die Feuerwehr am Einsatzort sein, danach bemessen sich die so genannten Ausrückebereiche im Land. Bei einer Untersuchung von 16 Verbandsgemeinden und kleineren Städten fand der Landesrechnungshof aber heraus, dass in 175 Ausrückebereichen 260 Feuerwehrstandorte existieren. "Die Bereiche sollten besser abgegrenzt werden und sich nicht überschneiden", empfiehlt Rechnungshofpräsident Volker Hartloff. "Zwei Feuerwehrhäuser in unmittelbarer Nachbarschaft sind unwirtschaftlich."Bei Floriansjüngern löst das Widerspruch aus: "Wir brauchen eine Personalreserve, um bei Langzeiteinsätzen ablösen zu können", sagt Otto Fürst, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands. Die Erfahrung zeige auch, dass der Feuerwehr-Nachwuchs "sehr ortsgebunden ist". Doch die Rotstift-Experten aus Speyer legen nach: "Eine Feuerwehr ist nicht in erster Linie Verein, sondern Funktionsträger", begründet Hartloff die Forderung nach mehr Wirtschaftlichkeit. Fahrzeuge und Drehleitern würden oft zu teuer angeschafft, nachweisbar seien Preisunterschiede bis zu 162 Prozent für Einsatzleitwagen und 72 Prozent für das Löschgruppenfahrzeug "LF 8/6". Ein Grund: Etwa 50 Prozent der Anschaffungen werden ohne Ausschreibung freihändig vergeben - ein Verstoß gegen das Vergaberecht.

Außerdem müssten die Gemeinden ernst machen mit der Kooperation über Grenzen hinweg und die Schwerpunkte von Feuerwehren besser abstimmen.

"Tun sie doch längst", entgegnet Otto Fürst. Aus seiner Sicht ist das Land am Zug, beim weiteren Sparen zu helfen: Wie in Hessen könnten Bestellungen von gleichartigen Fahrzeugen oder Schutzkleidung landesweit gesammelt und mit Mengenrabatt angeschafft werden. Um die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr zu sichern, schwebt dem Verband eine neue Verbindung vor: Die landesweite Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk (THW), das über Kräne, Lichtanlagen und Hochleistungspumpen verfügt. So könnten schlagkräftige Teams bei Hochwasser und anderen Großeinsätzen gebildet werden.

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