Müde Fußballfans

Eigentlich ist auf Kurven der Geburtsstatistiken Verlass: In den Sommermonaten von Juli bis September ist der Klapperstorch erheblich öfter unterwegs als im März oder April. Weil jedoch nach Jahreswechsel erheblich mehr Andrang bei Geburtsvorbereitungskursen gemeldet wurden, kam so mancher neunmalkluge Rechner auf den Gedanken, dass die Fußball-Weltmeisterschaft nicht nur Emotionen in den Stadien, auf Plätzen und am Bildschirm ausgelöst, sondern den Fan insbesondere und den Deutschen allgemein in einen Taumel der Gefühle versetzt hat - und das Ergebnis dann neun Monate später zu bestaunen wäre.

Doch die nüchternen Statistiker setzten aller unterstellten Duselei rund um das Sommermärchen nun ein Ende: In Rheinland-Pfalz wurden zwar im ersten Vierteljahr mit 7280 Babys exakt 261 mehr geboren als im Vorjahreszeitraum. Doch das Plus schlug nur im Januar und Februar durch. Im März ging die Zahl der Geburten sogar gegenüber dem Vorjahr zurück. Der Boom in den ersten zwei Monaten könnte auf die Einführung des stattlich aufgestockten Elterngeldes zurückzuführen sein, so eine Erklärung. Über den Einbruch im März verkneifen sich die Statistiker jede Spekulation. Dabei ist naheliegend, dass sich die Fußballfans, und darunter waren erstaunlich viele Frauen, offenbar so vom WM-Fieber gepackt waren, dass sie sich in den heißen Sommernächten vor Großleinwänden und auf WM-Partymeilen ausgetobt haben. Vom reichlichen Feiern ermattet, blieben dann offenbar viele andere Aktivitäten auf der Strecke. Die nächste Statistik wird zeigen, ob die müden Fans nach dem WM-Abpfiff wieder verstärkt ins Spiel zurückgefunden haben.

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