Machtlos in Uniform

TRIER. Ihr unauffälliges Auftreten und ihre Machtlosigkeit im Umgang mit Störenfrieden oder Straftätern wurden den Trierer City-Scouts nach nicht einmal drei Monaten zum Verhängnis.Völlig überraschend lösten die Stadtverwaltung und die Trierer Wachdienst KG am Donnerstag den im Dezember geschlossenen Vertrag.

Nach dem großen Knall herrscht Stille im Trierer Rathaus. Ordnungsdezernentin Christiane Horsch will sich nicht äußern. Die City-Scouts waren ihr Projekt, sie hatte den Einsatz privater Wachleute zur Steigerung der Sicherheit in der Innenstadt mit viel Engagement unterstützt und dem Stadtrat die Idee im Januar 2004 präsentiert. CDU und UBM stimmten damals zu, SPD und die Grünen wehrten sich vergebens. "In beiderseitigem Einvernehmen", so der Pressesprecher der Stadt Trier, Hans-Günther Lanfer, haben die Stadt und die Trierer Wachdienst KG den Vertrag während der Probezeit aufgehoben. Die Zusammenarbeit habe die Erwartungen nicht erfüllt, detailliertere Begründungen gibt es nicht. Die Mitglieder des Stadtrats waren weder involviert noch informiert. Sie erfuhren erst am Donnerstag - in manchen Fällen nur Minuten vor der Stadtratssitzung - vom Ende der City-Scouts. Reaktionen waren nicht möglich, da die Geschäftsordnung keine Diskussion über Mitteilungen des Stadtvorstands erlaubt. "Die Kündigung des Vertrags ist keine Aufhebung des Stadtratsbeschlusses", betont Lanfer. "Die Stadt hat lediglich den Vertrag aufgehoben." Eine Wiederbelebung der City-Scouts mit einer anderen Sicherheitsfirma ist demnach möglich. CDU-Fraktions-Chef Bertrand Adams war ebenso perplex wie alle Ratsmitglieder. "Ich wusste nichts von einer Aufhebung des Vertrags", sagt er im Gespräch mit demTV . "Uns war nicht bekannt, dass es Probleme mit den City-Scouts gibt. Warum sind wir nicht informiert worden?" Adams kritisiert die "Eigenmächtigkeit" der Stadtverwaltung, bekennt aber gleichzeitig: "Das Thema City-Scouts geht auch mit uns nach Hause." Die Christdemokraten haben die Diskussion um die privaten Sicherheitskräfte im Wahljahr 2004 angestoßen und mit viel Energie und Optimismus präsentiert (derTV berichtete). "Das war nichts anderes als eine Wahlkampfaktion der CDU", sagt Friedel Jaeger im Namen der SPD-Fraktion. "Die City-Scouts waren niemals in der Lage, für mehr Sicherheit auf den Trierer Straßen zu sorgen. Die komplette Geschichte basiert auf einer Illusion. Nach meinen Informationen sind die Scouts auf den Straßen weder erkannt noch akzeptiert worden." Das bestätigt der ehemalige Vertragspartner, die Trierer Wachdienst KG. "Zwei Personen ohne jede Befugnis, im Ernstfall auch einzugreifen, waren zu wenig", sagt Reinhard Kuritke auf Anfrage desTV . "Sie wurden ganz einfach nicht bemerkt." Mit dem schnellen Ende des für seine Firma lukrativen Vertrags - die Stadt Trier hätte für ein Jahr 75 000 Euro gezahlt - hat Kuritke keine Probleme: "Warum soll man ein Projekt durchschleppen, wenn es nicht funktioniert?" "Offenbar gehen der Stadt ihre Konzepte aus", sagt Stadtratsmitglied Lydia Hepke (Bündnis 90/Die Grünen). "Es wird nur eine Frage der Zeit sein, wann das nächste Projekt beerdigt werden wird. Wir fordern die Stadt auf, sorgfältiger mit den Mitteln der öffentlichen Hand umzugehen."

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