Mainz erwärmt sich nicht für Cattenom-Betreiber

MAINZ. Rheinland-Pfalz und das Saarland lehnen die für das französische Atomkraftwerk Cattenom beantragte erhöhte Einleitung radioaktiver Stoffe in die Mosel ab. Eine Klage ist in Mainz derzeit jedoch kein Thema.

Eine technische Verbesserung der bestehenden Anlagen im Kernreaktor Cattenom und die Absenkung aller Einleitungen fordert das Mainzer Umweltministerium. Grundsätzlich abgelehnt wird in der Stellungsnahme des Landes zum Genehmigungsantrag des Kraftwerkbetreibers EDF eine Erhöhung des Grenzwertes für radioaktives Tritium in die Mosel. Der Wert soll um 25 Prozent angehoben werden, weil EDF die Brennstäbe stärker nutzen will. CDU und Grüne begrüßen Haltung der Ministerin

Dazu gibt es allerdings noch kein entsprechendes Genehmigungsverfahren. Für Umweltministerin Margit Conrad ein Grund mehr, sich gegen höhere Tritiumwerte auszusprechen, zumal nach ihrer Auffassung bereits bisher nicht alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, den Anfall des Stoffes zu senken, wie sie dem TV erläuterte. Generell fordert das Land, dass die Abgabewerte an die tatsächlich gemessenen Einleitungen angepasst und damit deutlich unter die bisher beantragten Grenzwerte abgesenkt werden. Erst wenn die französischen Genehmigungsbehörden nicht auf die Mainzer Argumente eingehen, will Conrad eine Klage nicht ausschließen. Momentan sei dies jedoch kein Thema, so die Ministerin. Gänzlich verzichten soll Cattenom zudem auf die Einleitung des hochgiftigen und Krebs verursachenden Hydrazins. Laut Conrad müsste der Stoff gar nicht in die Mosel gelangen, wenn eine Vernichtungsanlage vorgeschaltet würde. Beantragt wurde von der EDF ein leichtes Absenken des Grenzwerts auf 290 Kilogramm. Im vergangenen Jahr wurden 8,5 Kilo tatsächlich eingeleitet. Auch für andere Stoffe gelte, das Minimierungsgebot der EU-Gewässerrichtlinie strikt anzuwenden. Aus rheinland-pfälzischer Sicht darf zudem der EDF nicht per Ausnahmegenehmigung gestattet werden, durch Kühlwasser die Temperatur der Mosel über die EU-Grenzwerte zu erhöhen. CDU und Grüne begrüßten die ablehnende Stellungsnahme des Umweltministeriums und forderten, notfalls auch Klage einzureichen. Die Mosel dürfe nicht noch mehr gefährliche Abfälle schlucken, sagte CDU-Fraktions-Vize Dieter Schmitt (Fisch). Sein Grünen-Kollege Reiner Marz (Trier) fürchtet, dass der Fluss zum unkontrollierten Experimentierfeld des Betreibers EDF werden könnte. Einspruch gegen die beantragten Einleitungen hat auch die Fischer-Union West eingelegt. Sie forderte daneben verstärkte Rückstands-Untersuchungen auf Schwermetalle und Hydrazin.

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