Mal sehen, wie es funktioniert

TRIER. Die Region hat die Kultur entdeckt und sie als Standortvorteil ausgemacht. Wie Wirtschaft und Politik mit dieser Einsicht umgehen, blieb am "Tag der Region" allerdings weitgehend ungeklärt. Eingeladen hatte die "Initiative Region Trier".

So soll sich nach weit verbreiteter Ansicht die regionale Kultur darstellen: pompös und mit reichlich Tschingderassabum. Die Holz- und Blechbläser vom Mosel-Eifel-Hunsrück-Orchester machten es vor. Sie setzten sich unter Jochen Hofer klangvoll in Szene, lieferten illustrative Filmmusik, verschreckten niemanden durch schräge Töne und glänzten vor allem in der brillanten Blechgruppe. Der Musikverein Bernkastel-Wittlich und das Orchester der Kreismusikschule Daun haben sich im Jahr 2001 zu diesem Klangkörper zusammengefunden, und der erhielt prompt eine Auszeichnung. Ein Paradestück für Zusammenarbeit regionaler Kulturträger.Auf präzise Fragen nur Unverbindliches

In den folgende Diskussionsrunden zeigte sich allerdings, dass es mit einer die Region übergreifenden Kulturpolitik nicht zum Besten steht. Auf die präzisen Fragen des Moderators Dieter Lintz hatten die Teilnehmer der ersten Runde "Kultur in der Region" nur Unverbindliches zu sagen. Thomas Metz (Burgen, Schlösser, Altertümer) möchte die Aktivitäten stärker vernetzen, was alle wollen, und zog sich im übrigen auf eine kulturliberale Nachtwächterfunktion zurück: In den Denkmälern könne alles stattfinden, so lange nichts verändert und nichts beschädigt werde. Gerhard Weber, Theater-Intendant und Leiter der Antikenfestspiele, ist natürlich auch für Vernetzung und erklärte, Gespräche hätten schon stattgefunden. "Mal sehen, wie es funktioniert". Eckart Köhne (Konstantin-Ausstellung 2007) fand, Trier müsse mit seinen Pfunden als Römerstadt wuchern. Das hatten vor ihm schon andere gemerkt. Nur Hermann Lewen von den Mosel Festwochen zielte etwas konkreter auf die Vermarktungsmöglichkeiten der regionalen Kultur und hatte auch gleich ein Vorbild parat: die Mittelmosel-Touristik. Über die kipplige Situation der Mosel Festwochen breiteten alle Diskussionsteilnehmer den Mantel des Schweigens. Dabei ist das gerade eine Nagelprobe für Kulturarbeit jenseits der eigenen Ortsgrenzen. Landrat Roger Graef (Bitburg-Prüm) kritisierte die Trier-Lastigkeit der Diskussion. Aus der Zuhörerschaft kam der Hinweis auf die ungenutzten Möglichkeiten einer Kooperation mit Luxemburg. Da sei man auf einem guten Wege, erklärt Eckart Köhne. Was so gut wie nichts bedeutet. Als die Runde begann, über so genannte "Dachmarken" zu fabulieren, war der Höhepunkt der Orientierungslosigkeit erreicht. "Mit Absichtserklärungen könnte ich meine Produkte nicht verkaufen", sagte ein Unternehmer hinterher.Zusammensetzen und Gehirn einbringen

Glücklicherweise parierte Eifelkrimi-Autor Jacques Berndorf den Ausfall gegen die Muttersprache, nannte den Begriff "Dachmarken" abartig und erklärte, man müsse sich zusammensetzen und Gehirn einbringen. Davon war vorher in der Tat wenig die Rede gewesen. Überhaupt gestaltete sich die zweite Diskussionsrunde interessanter, weil endlich Herztöne ins Spiel kamen. Josef Zierden (Eifel Literaturfestival) sprach es aus: Leidenschaft gehöre einfach dazu und private Initiative sowieso. Heinz-Peter Hoffmann (Tatort Eifel) erzählte von einem erfolgreichen Schülerwettbewerb in ganz Rheinland-Pfalz: ein Krimi ohne Mord und Totschlag. Und Berndorf erwähnte stolz die Millionenauflage seiner Krimis. Der Schluss entwickelte sich zum Lehrstück. Vorher hatte Johannes Knopp aus Hetzerath am Marimbaphon und am Vibraphon brilliert. Jetzt trat unter Martin Folz eine kleine Abordnung des "Jeune Choeur de la Grande Région" vor und sang Stücke von Mikis Theodorakis. Ein europäisches Chorprojekt mit jungen Menschen aus Polen, Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Da ist durch persönlichen Einsatz ein Stück grenzüberschreitender Kultur entstanden. Beispielhaft.

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