Malu-Festspiele in der alten Lokhalle - SPD-Spitzenkandidatin schwört Genossen auf die heiße Phase des Landtagswahlkampfs ein

Mainz · Mehr Geld für Straßen, Kinderbetreuung und Pflege – das sind drei Kernpunkte des SPD-Regierungsprogramms, das die Partei am Samstag beschlossen hat. Für Spitzenkandidatin Malu Dreyer gab’s reichlich Rückenwind.

Ist es die Anspannung und Konzentration vor der Rede? Oder liegt es an den Anstrengungen der vergangenen Tage, dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer zu Beginn des SPD-Parteitags in einer alten Mainzer Lokhalle so ernst dreinschaut wie selten? Die Miene will so gar nicht zu den Wahlplakaten mit dem Konterfei der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin passen, auf denen Dreyer zu sehen ist, wie man sie kennt - mit einem gewinnenden Lächeln.

Nach ihrer knapp anderthalbstündigen Rede, die die 750 Delegierten und Gäste mit stehendem und nicht enden wollendem Applaus quittieren, ist das Lächeln wieder in Dreyers Gesicht zurückkehrt. Sichtlich genießt die seit drei Jahren amtierende Ministerpräsidentin die Ovationen von Parteibasis und Funktionären. "Wir haben das beste Programm", sagt sie, "das beste Team und die beste Spitzenkandidatin."

Früher wäre Malu Dreyer wohl zu bescheiden gewesen, um sich selbst mit einem derartigen Prädikat zu schmücken. Jetzt klingt es so, als müsse sich die 54-Jährige in den verbleibenden sieben Wochen bis zur Landtagswahl auch noch einmal selbst bescheinigen, dass sie es packen kann. Malu Dreyer bekommt zwar in allen Umfragen gesagt, dass sie eine äußerst beliebte Landesmutter ist. Aber ihre Partei kann von dieser Beliebtheit einfach nicht ausreichend partizipieren.

Die SPD dümpelt seit fast zwei Jahren um die 31 Prozent herum und liegt damit deutlich hinter der CDU. Diese Lücke zu schließen und die Klöckner-Truppe am 13. März zu überholen ist laut Parteichef Roger Lewentz und seinem Generalsekretär Jens Guth das Hauptziel der seit einem Vierteljahrhundert regierenden Genossen.

Schwer wird's, das weiß auch Malu Dreyer, die den Delegierten deshalb aufmunternd zuruft: "Wir sind gut gelaunt, die anderen sind nervös." Das klingt ein wenig wie Pfeifen im Walde.

Doch die Sozialdemokraten können kämpfen, das weiß noch aus vergangenen Wahlkämpfen auch die CDU. "Geht raus unter die Leute, egal, wie ihr euch fühlt", muntert Dreyer die Genossen auf, "lasst uns werben für unsere Ideen und unsere Politik."

Malu Dreyer spricht an diesem Samstagmittag in der Mainzer Lokhalle viel von sozialer Gerechtigkeit, Zusammenhalt, Chancengleichheit, Verlässlichkeit und Haltung. Und davon, dass eine Partei wie die AfD dies alles in Frage stelle und gefährde. "Diese Partei ist eine große Gefahr für die Gesellschaft, wehret den Anfängen", sagt die Spitzenkandidatin, die für ihre deutlichen Worte gegen die Rechtspopulisten mehrfach anhaltenden Applaus bekommt.

Das muss Dreyer gut tun, ist sie doch in den Tagen zuvor für ihre Weigerung, an der Elefantenrunde gemeinsam mit einem AfD-Politiker teilzunehmen, kritisiert worden wie selten zuvor. "Ich verstehe nicht, warum einer Partei, die mehr ist als nur rechtspopulistisch, ohne Not eine Plattform gegeben werden soll", rechtfertigt sie noch einmal ihre Absage und fügt hinzu: "Ich bin da für mich ganz klar." Dass diese Standhaftigkeit für sie etwas ganz Wichtiges ist, hat Malu Dreyer den Genossen gleich zu Beginn ihrer Rede ins Stammbuch geschrieben. Zuerst einmal, sagt sie da, "kommt es auf unserer Haltung an, auf mutige Menschen und eine verlässliche Politik".

Die verlässliche Politik soll vor allem darin bestehen, dass die - nach sozialdemokratischer Sichtweise - rheinland-pfälzische Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird. So soll etwa das Betreuungsangebot für Schulkinder ausgebaut werden, auch in den großen Ferien. Und Handwerker sollen - als Gegenstück für das kostenfreie Unistudium - für den Meisterbrief künftig nicht mehr zahlen müssen. Ach ja: Und deutlich mehr Geld für den Straßenausbau wird es auch noch geben, wenn die Sozialdemokraten an der Regierung bleiben. Trotz der ganzen kostspieligen Versprechungen: Das eigentliche Zugpferd der Genossen bei dieser Landtagswahl ist Maria Luise Dreyer, die alle nur Malu nennen. Der ganze Wahlkampf ist auf die beliebte Spitzenkandidatin zugeschnitten. Es gibt Malu-Plakate, Malu-Aufkleber, Malu-Buttons, Malu-was-es-sonst-noch-so-alles-gibt.

Der Mainzer Parteitag hat noch ein paar Tagesordnungspunkte abzuhaken, als der Applaus für die Spitzenkandidatin langsam verklungen ist. Doch die meisten Delegierten verlassen da schon die alte Lokhalle. Nach Malu Dreyer kann halt nichts mehr kommen.

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