Massen-Blutprobe bei der Polizei

TRIER. Der mysteriöse Krankheitserreger im alten Trierer Polizeipräsidium ist immer noch nicht gefunden – trotz zahlreicher Experten, die das Gebäude in der Südallee bereits erforscht haben. Jetzt hat sich das Trierer Gesundheitsamt eingeschaltet und die betroffenen Mitarbeiter zur Ader gelassen.

Die Kripobeamten hatten diese Woche kaum ihr Ausweichquartier in der Güterstraße bezogen, da wurden sie auch schon wieder an ihren alten und wahrscheinlich belasteten Arbeitsplatz erinnert. Mitarbeiter des Trierer Gesundheitsamts zapften in einer Art Reihenuntersuchung 100 (freiwilligen) Polizeibediensteten Blut ab. Die Proben würden in den nächsten Tagen "aufwändig untersucht", ist aus der Behörde zu hören. Will heißen: Grundlabor, Entzündungsparameter, Blutwert, Leber- und Nierentest. Ziel der ungewöhnlichen Aktion: Möglicherweise finden die Mediziner bei auffällig vielen Beamten (krankhafte) Übereinstimmungen. Auf diese Weise könnte dann womöglich auch der Stoff eingegrenzt oder sogar gefunden werden, der für die Gesundheitsbeeinträchtigung verantwortlich ist. Einige Beamte lassen sich zusätzlich noch von einem Gusterather Arzt ein so genanntes Schadstoff-Screening machen.Alle anderen Versuche, den mysteriösen Krankheitserreger in dem siebenstöckigen 70er-Jahre-Bau zu lokalisieren, verliefen bislang im Sande. "Leider", ist wohl nicht nur die Meinung von Polizeisprecherin Monika Peters. Seit Anfang des Jahres klagen in dem erst unlängst Asbest- und PCB-sanierten Gebäude immer mehr Mitarbeiter über Gesundheitsbeschwerden wie Hautreizungen oder blutige Nasenschleimhäute. Mittlerweile sind nach Informationen unserer Zeitung knapp 100 der insgesamt 300 im ehemaligen Polizeipräsidium beheimateten Mitarbeiter betroffen.

Längst drückt vor allem die seit Monaten andauernde Verunsicherung auf die Stimmung unter den Beamten. "Viele Kollegen haben einfach die Schnauze voll", sagte unlängst ein Kripo-Mann dem TV, "hier herrscht Totengräberstimmung", sagte ein anderer.

Derartiges würde Monika Peters natürlich nie bestätigen. Zusatzbelastungen seien zwar nicht zu leugnen, sagt die Polizeisprecherin, aber "die allermeisten Betroffenen" verrichteten ihren Dienst trotzdem engagiert. Und: "Die aktuelle Verfügbarkeit der Polizei für die Bürgerinnen und Bürger besteht uneingeschränkt weiter."

Uneingeschränkt weiter geht derweil auch die Suche nach dem ominösen Krankheitserreger. Der ein oder andere Experte hatte zwar schon mal einen Verdacht, woran es liegen könnte, dass in dem Südallee-Bau so viele Mitarbeiter krank sind.

Doch ein Treffer ins Schwarze war bis dato nicht darunter. Und so wird munter weiter geforscht. Derzeit stehen in mehreren Zimmern so genannte Aktivkohlepassivsammler, die 14 Tage lang die Raumluft "einatmen". Danach werden die eingefangenen Kleinstpartikel in einem Labor analysiert und auf mögliche Gefahrstoffe untersucht.

Parallel dazu soll demnächst auch ein Umweltmediziner den Bau in Augenschein nehmen; ein anderer kümmert sich um möglichen Belastungen durch Drucker-Toner. Irgendwann, so die stille Hoffnung der Verantwortlichen, wird der mysteriöse Krankheitserreger wohl gefunden und beseitigt werden. Bis dahin dürften die Kosten, über die sich alle Beteiligten noch vornehm ausschweigen, in die Hunderttausende gehen. Allein das Kripo-Ausweichquartier in der Güterstraße schlägt angeblich mit monatlich gut 10 000 Euro zu Buche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort