Mehr Transpa renz oder größere Gefahr?

Seit zwei Wochen gelten EU-weit einheitliche Höchstwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln. Die Landwirte im Land sind zufrieden, Umweltschützern gehen die Werte nicht weit genug.

Trier. (wie) Die Landwirte jubeln, Umweltschützer jammern. Für die Bauern sind die seit zwei Wochen geltenden Höchstwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln ein Schritt hin zu mehr Transparenz. Umweltverbände wie Greenpeace hingegen kritisieren, dass aufgrund der neuen Regelung vor allem Äpfel, Birnen, Trauben und Tomaten so stark mit Pestiziden belastet sein könnten, dass Kinder geschädigt werden könnten. Laut Greenpeace sind fast 700 der neuen EU-weit geltenden Grenzwerte für Obst und Gemüse zu hoch.

Seit 1. September gelten in allen EU-Ländern die gleichen Höchstwerte für die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Obst und Gemüse. Bis dahin war es möglich, dass für importierte Lebensmittel andere, oft sogar höhere Grenzwerte galten als für in Deutschland angebautes Obst und Gemüse. Jedes EU-Land konnte seine eigenen Höchstgehalte für Pflanzenschutzmittel festlegen. Nur für wenige Wirkstoffe gab es EU-weite Höchstwerte. Mit der nun geltenden Verordnung treten über 10 000 Rückstandshöchstwerte in Kraft.

Damit sei ein hohes Ziel für den Verbraucherschutz als auch für den funktionierenden Binnenmarkt erreicht, sagt Matthias Horst, Geschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Das bisherige "Durcheinander mit unterschiedlichen Rückstandsgehalten" habe nun ein Ende, sagt auch Leo Blum, Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau in Koblenz. Damit sei Schluss mit Ungerechtigkeit und einer gegen den Verbraucherschutz gerichteten Situation, sagt Blum.

Doch offenbar gibt es bereits die ersten Lebensmittelketten, die ihre Lieferanten dazu drängen, frisches Obst und Gemüse mit niedrigeren Rückständen von Pflanzenschutzmitteln zu erzeugen. Eine Tatsache, die Blum ärgert: "Gesundheitlich unbedenkliche Höchstwerte müssen akzeptiert werden und dürfen nicht zum Zwecke eigener Werbung missbraucht werden", kritisiert der Bauernpräsident die entsprechenden Lebensmittelketten.

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Berichte, nach denen Obst und Gemüse mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet seien. Anfang des Jahres untersuchte das Landesuntersuchungsamt in Koblenz Südfrüchte und kam zu dem Ergebnis, dass die zulässigen Höchstmengen von Pestiziden nur selten überschritten wurden.

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