Melonen statt Blumenkohl auf dem Acker

Maisanbau in Höhenlagen, Kühe im klimatisierten Stall, Melonen statt Blumenkohl auf den Feldern: Der Klimawandel erfordert viele Anpassungen in der Landwirtschaft. Doch Experten bleiben noch vergleichsweise gelassen. Im Gegensatz zu Südeuropa sind die erwarteten Folgen an Rhein und Mosel weniger dramatisch.

Mainz. Der Klimawandel ist bereits angekommen. Milde Winter, Starkniederschläge, Hitzeperioden und Sommerdürren setzen verstärkt Acker- und Gemüsebau, aber auch der Viehzucht zu. Die Wissenschaft hat noch viele offene Fragen zu den Folgen, räumte Professor Hans-Joachim Weigel von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft bei einer Expertenanhörung vor der Enquetekommission "Klimawandel" des Landtags ein. Einig waren sich die Sachverständigen gleichwohl, dass zumindest die absehbaren Probleme für die Landwirtschaft zu beherrschen sind.Dabei dürften die Folgen der Erwärmung, die sich in den nächsten Jahrzehnten mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von 1,5 Grad im Sommer und bis zu drei Grad im Winter niederschlagen wird, auch im Land regional unterschiedlich ausfallen. Weniger Regen im Sommer wird es vor allem in der Region Rheinhessen-Vorderpfalz, aber auch in der Westeifel geben. Die Erfahrung mit dem Extrem-Sommer 2003 hat gleichwohl gezeigt, dass die Auswirkungen beispielsweise auf den Getreide-Ertrag in der Eifel weniger gravierend waren als im ohnehin regenarmen Rheinhessen.Ertragseinbußen, Trockenstress für die Pflanzen, zunehmende Attacken durch neue und bekannte - rasant vermehrte - Schädlinge oder Hitzestress bei den Tieren sind negative Folgen des Wandels. Dem stehen längere Vegetationszeiten mit teilweise neuen Anbaumöglichkeiten oder zwei Hauptkulturen pro Saison auf einem Acker gegenüber. Der Pflanzenanbau kann sich in die Höhenlage verschieben, der Maisanbau Richtung Norden. Allerdings kann auch die Pfalz mit ihrem konzentrierten Gemüseanbau nach Angaben von Norbert Laun vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz die klimatischen Auswirkungen nicht allein durch neue Sorten auffangen. Melonen und Artischocken werden dann verstärkt auf den Feldern wachsen, Pfirsiche, Aprikosen und Tafeltrauben in den Obstplantagen. Im Umgang mit dem knappen Gut Wasser dürften israelische Bewässerungssysteme mit Tropfbewässerung Vorbild werden.Mehr Hitzetage bedeuten auch mehr Stress für die vor allem im Norden des Landes heimischen Rinder und Schweine, so Volker Rudolf vom DLR Westerwald-Ost eifel. Tage mit mehr als 25 Grad, das heißt für Kühe weniger Futteraufnahme und weniger Milchleistung von minestens 25 Prozent. Für eine tiergerechte Stallbau-Offensive mit Kühlung und Windmaschinen rechnet er mit Investitionen von rund 200 Millionen Euro. Milde Winter und die dadurch begünstigte Verbreitung der Varroa-Milbe setzen bereits dem drittwichtigsten Nutztier, der Biene, heftig zu. Der Erwärmung ist auch die Verbreitung der Blauzungenkrankheit bei Rind, Schaf und Ziege geschuldet. In der Eifel zerstören Mäuse Wiesen und damit Futtergrundlagen.Sinkende Erträge bei Getreide und Raps, steigende bei Zuckerrübe und Mais sagt Knut Behrens vom Beratungsring Ackerbau voraus. Durch milde Winter und heiße Sommer leiden die Böden. Wertvolles Ackerland wird weniger, fürchtet er. Doch aus seiner Sicht gilt: Alles in allem kann sich die Landwirtschaft anpassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort