Merkel-Bonus lässt CDU hoffen

MAINZ. Leise Töne und große Zuversicht: Der Neujahrsempfang in Mainz wurde dank Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Landes-CDU zum willkommenen Aufbruchsignal zu Beginn eines schwierigen Wahlkampfs.

Hätte es noch eines Aufputschmittels vor dem Auftritt der Kanzlerin in der Mainzer Rheingoldhalle bedurft, die jüngste Meinungsumfrage am Vortag lieferte den entsprechenden Stimmungsschub: Die CDU profitiert im Gegensatz zur SPD erheblich von der großen Koalition durch deutlich steigende Unterstützung, und Angela Merkel kann - noch keine 100 Tage im Amt - bereits erstaunliche Zustimmung und Sympathiewerte vorweisen. Hoffen auf Pluspunkte

Entsprechend begeistert empfingen die fast 2500 Gäste die neue Regierungschefin beim Neujahrsempfang der rheinland-pfälzischen CDU. Mehr als ein Stein ist vielen Christdemokraten im Land vorerst vom Herzen gefallen, mussten sie doch lange Zeit massiv fürchten, dass ihr Wahlkampf durch die aus purer Not vollzogene Elefantenhochzeit in Berlin nicht gerade mit Rückenwind unterstützt wird. Doch nun lässt der unerwartete Merkel-Bonus auch im schweren Kampf um den Einzug in die Mainzer Staatskanzlei am 26. März auf Pluspunkte hoffen. Kein Siegesgefühl, keine großen Worte und keine überschäumende Emotion: Angela Merkel blieb sich auch bei aller Wahlkampfhilfe für die rheinland-pfälzischen Christdemokraten treu. Eine Politik der kleinen Schritte verspricht sie. Mut machen durch Erfolge - statt unerfüllbare Erwartungen wecken durch große Visionen. Trotz allen Stolzes auf die Regierungsübernahme macht sie die Grenzen deutlich. Natürlich halte die CDU den Ausstieg aus der Kernenergie für falsch. Aber, um Politik zu machen, brauche es Mehrheiten. Und da habe der Wähler im September eben eindeutig entschieden. "Emotionslos und mit großem Faktenwissen" will die Bundeskanzlerin über den richtigen Weg diskutieren - aber nicht über den Wähler hinweg. Den rheinland-pfälzischen Parteifreunden vermittelt sie in der Rheingoldhalle das Gefühl, auch mit leisen Worten überzeugen zu können. Arbeiten, Zuversicht vermitteln und Mut machen, heißt ihr Rat. Auch aus Rheinland-Pfalz sei mehr zu machen. Unter der SPD sei vor allem ein "Wohlfühl-Gefühl" mit viel Schulden auf Kosten künftiger Generationen erkauft worden. Einen "fulminanten Start" bescheinigt Landesvorsitzender Christoph Böhr der Kanzlerin. Einen ersten Silberstreif macht er bereits bei den jüngsten Arbeitslosenzahlen aus. Und auf den Zug, den Angela Merkel nach seiner Überzeugung schon angestoßen hat, will er auch in Rheinland-Pfalz aufspringen. Doch um dabeizusein und nicht nur zuzuschauen, brauche es den Regierungswechsel im Land, meint Böhr. Die CDU-Anhänger hören es gern und schauen voller Bewunderung auf eine erstaunlich selbstsichere und unverkrampfte Kanzlerin.

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