Millionengrab "Bullenwürfel"

TRIER. Die erneute Sanierung des belasteten alten Trierer Polizeipräsidiums würde Millionen verschlingen. Auf 15 Millionen Euro bezifferte ein Experte die geschätzten Kosten. Jetzt muss die Landesregierung entscheiden, ob das Gebäude saniert oder abgerissen wird.

Manfred Bitter könnte eine Zulassung als Makler beantragen - so oft hat Triers Polizeipräsident in den letzten Monaten schon Ausschau gehalten nach einer passenden Bleibe. Und ein Ende der Wohnungssuche ist nicht in Sicht. 350 Polizisten und Angestellte, die im alten Polizeipräsidium in der Südallee Dienst schieben, muss Bitter irgendwie unterbringen. Für rund die Hälfte hat der Chef schon ein neues Dach über den Köpfen gefunden. Und auch für die verbliebenen rund 150 Mitarbeiter zeichnet sich eine Lösung ab. Hintergrund der ungewöhnlichen Mission für einen Polizeipräsidenten: Seine Mädels und Jungs müssen raus aus dem wenig freundlich auch als "Bullenwürfel" bezeichneten Gebäude. Das Mini-Hochhaus aus den 70er-Jahren macht die Beschäftigten krank; rund ein Drittel klagte seit Anfang des Jahres über kleinere bis massive Gesundheitsbeeinträchtigungen (der TV berichtete mehrfach).Mainz muss entscheiden

Immerhin: Der lange vergeblich gesuchte Grund für die Massenerkrankungen scheint gefunden, nachdem Umweltmediziner der Uni Aachen alle Mess- und Untersuchungsergebnisse gesichtet und bewertet haben. Dummerweise gibt es allerdings nicht nur einen vermeintlichen Verursacher, sondern gleich ein halbes Dutzend. Nach Ansicht des Umweltmediziners ist ein Ursachen-Mix aus den "Zutaten" Boden, Reinigungsmittel, Staub, Raumklima, unergonomische Bildschirmarbeitsplätze, Allergien auslösende Pflanzen und Lärm schuld an der Erkrankungswelle unter Triers Polizisten.

Da hilft offenbar nur noch eine Generalsanierung des gerade erst mit Millionenaufwand Asbest- und PCB-befreiten Hübsch-hässlich-Baus. Geschätzte Kosten: rund 15 Millionen Euro. Ein Abriss des "Bullenwürfels" samt Neubau werde den Steuerzahler dagegen rund 30 Millionen Euro kosten, schätzt Ingo Penkwitt vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung.

Klingt nach einer einfachen Entscheidung pro Sanierung. Aber was ist, wenn anschließend erneut ungeklärte Krankheitsfälle auftreten? "Meine Leute sind skeptisch", sagt der Polizeipräsident, "und das muss man ernst nehmen." Die Entscheidung liege aber jetzt in Mainz bei der Landesregierung.

Manfred Bitter hat derweil zwei neue Gebäude im Blick, die als Ausweichquartiere angemietet werden sollen. So schnell wird Triers oberster Polizist den Nebenjob als Makler wohl noch nicht los.

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