Ministerium lehnt Trierer Antrag ab

Trier · Wissenschaftler wollen an der Lösung des rheinland-pfälzischen Schadstoffproblems mitwirken. Doch Mainz ist das zu teuer und nicht "praxisrelevant" genug.

Trier Das Mainzer Umweltministerium hat einen Forschungsantrag mehrerer Trierer Uni-Professoren abgelehnt. Diese wollten mit zwei Doktoranden in einem dreijährigen Projekt an den betroffenen Standorten erkunden, wie sich perfluorierte Tenside in Boden, Grundwasser und in der Nahrungskette ausbreiten, an welche Stoffe sie sich binden, und vor allem, mit welchen Methoden sie sich wieder entfernen lassen. Die krebserregenden Schadstoffe, die rund um die Flugplätze Spangdahlem, Bitburg, Hahn, Büchel und Ramstein nachgewiesen werden, stellen in Rheinland-Pfalz ein massives Umweltproblem dar, für das es noch keine Lösung gibt. Das Ministerium begründet die Ablehnung so: Erstens fehle angesichts der angespannten Haushaltslage das Geld, die dreijährige Forschung mit rund 380 000 Euro zu fördern. Zweitens sei das Vorhaben nicht praxisrelevant genug. Für Grundlagenforschung sei der Bund zuständig.Kurios daran ist: Die Forscher hatten ihre Pläne eng mit den in Sachen PFT federführenden Landeswasserbehörden SGD Nord und SGD Süd sowie dem Landesamt für Umwelt abgestimmt. Klaus Fischer, Professor für Analytische und Ökologische Chemie an der Uni Trier, findet es seltsam, dass das Ministerium zu einer anderen Einschätzung komme, als die direkt betroffenen Behörden. "Da wird eine ganz wichtige Chance vertan, neue Ansätze für eine mögliche Sanierung zu finden", sagt er.Aktivkohle wird öfter als Mittel angeführt, um die Schadstoffe aus belastetem Wasser zu filtern. Fischer geht jedoch davon aus, dass diese Methode bei wenigen Mikrogramm PFT pro Liter nicht effizient sein wird. Ziel der Forschung wäre es auch gewesen, herauszufinden, wie sich die enorme Mobilität der Fluor-Verbindungen verringern lässt. Die Wissenschaftler haben ihre Bemühungen daher eingestellt. Ohne Drittmittel sei die PFT-Forschung nicht zu finanzieren. Und an die Deutsche Forschungsgemeinschaft brauche man sich gar nicht erst zu wenden, da diese vor allem Grundlagenforschung fördere. KommentarMeinung

Nicht nachvollziehbarDas Umweltministerium hat einen Forschungsantrag abgelehnt, mit dem Trierer Wissenschaftler sich an der Lösung des PFT-Umweltproblems beteiligen wollten. Klar, öffentliches Geld ist immer Mangelware. In diesem Fall wäre es aber extrem sinnvoll angelegt gewesen. Die Steuerzahler werden wahrscheinlich zig Millionen Euro aufwenden müssen, bis die Schadstoffquellen gefunden, Böden abgebaggert und Teiche saniert sind oder bis verunreinigtes Grundwasser gefiltert wurde. Da wäre es gut, wenn jemand vorher mal wissenschaftlich untersucht hätte, wie man das am effektivsten anstellt. Und zwar nicht irgendwo, sondern konkret an den Standorten, die betroffen sind. Das hatten die Forscher vor. Das wäre extrem sinnvoll gewesen. Dieser Ansicht waren offenbar auch die betroffenen Behörden. Dass ausgerechnet das Umweltministerium sich querstellt, ist nicht nachvollziehbar. Und das könnte für den Steuerzahler deutlich teurer werden als die 380 000 Euro, die die Forschung kosten sollte. k.demos@volksfreund.de

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