Mit Autokauf Gutes tun

WITTLICH-BOMBOGEN. Mit der Flutwelle in Südostasien kam das Unglück. Ein Bombogener Ehepaar gilt als vermisst. Um den geretteten siebenjährigen Sohn kümmern sich die zwei Schwestern. Zu der emotionalen Ausnahmesituation kommt das Finanzielle. Mit der Übernahme eines Auto-Leasingvertrags könnte der Familie geholfen werden.

 Ihr kleiner Bruder hat die Flutkatastrophe überlebt. Ines Steffens und Silke Martini kümmern sich um seine Zukunft. Damit die finanzielle Situation sich nicht verschärft, hoffen sie auf jemanden, der den Autoleasingvertrag ihres vermissten Vaters übernimmt.Foto: Sonja Sünnen

Ihr kleiner Bruder hat die Flutkatastrophe überlebt. Ines Steffens und Silke Martini kümmern sich um seine Zukunft. Damit die finanzielle Situation sich nicht verschärft, hoffen sie auf jemanden, der den Autoleasingvertrag ihres vermissten Vaters übernimmt.Foto: Sonja Sünnen

Ein schöner Wagen ist der silbermetallic-farbene Mercedes, Typ C 200 CDI-T, Neupreis 37 920,40 Euro. Ein Bombogener hat ihn im November geleast. 2400 Kilometer ist der Neuwagen gelaufen. Jetzt sind der Käufer und seine Frau verschollen - sie zählen zu den vermissten deutschen Flutopfern in Südasien. Um ihrjüngstesKind, das wie durch ein Wunder die Tragödie überlebte, kümmern sich die beiden älteren Schwestern, Ines Steffens und Silke Martini - und um das Erbe der Eltern. Und nach dem Unglück ist der frühere Traumwagen jetzt eine Belastung. Würde der Mercedes beim Autohändler verkauft, müsste die Familie einen finanziellen Verlust von 5000 bis 10 000 Euro verkraften und zusätzlich dem Verkäufer für den Weiterverkauf eine Provision zahlen, da ihm ein potenzielles Neuwagengeschäft entginge. Aber jeder Euro zählt. Immerhin muss auch für die Zukunft des Kindes gesorgt werden. Jetzt steht der Wagen ungenutzt vor ihrem Elternhaus und kostet Geld, monatlich müssen Raten gezahlt werden. Die Schwestern haben Kontakt mit dem Autohaus und der Leasingfirma Daimler-Chrysler Bank AG, Frankfurt, aufgenommen. Einfach aufgelöst werden kann der Vertrag nicht. Da geht es ums Prinzip, denn dann müsste das bei jedem Todesfall geschehen. Es gibt auch angesichts tragischer Schicksale keine Ausnahme, denn Geschäft ist Geschäft. Die Leasingfirma hat eine übliche Schadensminimierung angeboten und würde auf Umschreibegebühren (250 Euro) verzichten, sollte sich jemand finden, der den Leasingvertrag übernimmt. Eine andere Möglichkeit wäre rein theoretisch, dass das Autohaus den Wagen zurücknähme. Dabei käme dann allerdings der Wertverlust von bis zu 10 000 Euro ins Spiel, da davon auszugehen ist, dass keiner aus Mitleid den Neupreis bezahlt. Aber der Wertverlust ist Geld, das den Kindern fehlt. Daniela Wenzel, Kundenbetreuerin der Daimler-Chrysler Bank, erklärt zu den Hintergründen der "theoretischen" Lösung: "Würde der Vertrag mit dem Autohaus rückabgewickelt werden, müsste das eins zu eins aufgehen. Das heißt, das Autohaus müsste den Wagen von uns für den Neupreis zurücknehmen. Das ist nicht üblich, da ein Wagen ab dem Tag der Erstzulassung bereits viel an Wert verliert. So müsste das Autohaus einen erheblichen Verlust einkalkulieren. Ich kann gut verstehen, dass das nicht gemacht wird. Das ist leider eine ganz normale Entscheidung." Die Entscheidungsträger des betreffenden Autohauses konnte der TV am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichen.Wagen nur drei Wochen gefahren

Jetzt hoffen die Hinterbliebenen, dass sich ein Interessent findet, der den Leasingvertrag ihres Vaters übernimmt, denn das wäre für sie die finanziell beste Lösung. Mit dem 1. März ist die nächste Rate fällig. "Unsere Hoffnung war, wir können das Auto einfach zurück geben. Wenn der Leasingnehmer nicht mehr da ist, ist er einfach nicht mehr da. Vielleicht sind die froh, wenn sie wenigstens das Auto sehr schnell zurück bekommen", dachte damals Silke Martini. Jetzt weiß sie: "Selbst im Todesfall werden diese Verträge und die Verpflichtungen mitvererbt." "Ich persönlich denke auch jetzt noch, Daimler-Chrysler ist so ein Riesenkonzern, die könnten doch das Auto irgend einem Vertreter geben und den Verlust abschreiben, das würde denen doch nicht weh tun", meint Ines Steffens. "Ich weiß, mein Vater hatte den Wagen bestellt und einige Monate Wartezeit gehabt, bis das Auto da war", sagt Silke Martini. Ihre Schwester ergänzt: "Vielleicht gibt es ja einen, der sich darüber freut, jetzt schnell an dieses Auto zu kommen und vielleicht ja sogar etwas billiger, weil ja schon drei Leasingraten bezahlt sind." Dieses Geld möchten die beiden nicht zurück. "Die 2100 Euro, das ist ja ein übersichtlicher Verlust. Das sehe ich auch ein, dass wir das nicht erstattet bekommen. Aber dafür, dass der Wagen nur drei Wochen gefahren wurde, müsste das doch genug sein", sagt Silke Martini. Beide hoffen jetzt gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder, dass sich ein Interessent findet. Die Familie bedankt sich für die große Hilfe, die sie erlebt hat. "Von behördlicher Seite haben wir große Unterstützung erhalten. Darüber hinaus gab es verschiedene Spendenaktionen und auch eine garantierte Lehrstelle für unseren Bruder vom Gastronomischen Spiegel in Bernkastel-Kues", sagen die Schwestern. Jetzt kann jemand mit einem ganz normalen Autokauf etwas Gutes tun. Wer sich für den Wagen interessiert, mailt an: s.suennen@volksfreund.de. Wir leiten Ihre Mail an die Familie weiter.

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