Mit Frauen-Power gegen CDU-Chef

MAINZ. Bei der Suche nach einem CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2006 setzen Kritiker von Parteivorsitzenden Christoph Böhr auf die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse. Doch die 48-jährige Stadtchefin gibt sich unentschlossen.

Möglichst mit einer Frau wollen die Böhr-Kritiker in den Reihen der Union ihrem Parteichef die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl streitig machen und damit eine eindeutige Alternative aufbieten. Die drei Bezirksvorsitzenden Joachim Hörster (Koblenz), Peter Rauen (Trier) und Kurt Lechner (Rheinhessen-Pfalz) tun sich allerdings schwer, eine aussichtsreiche Bewerberin zu finden. Die von ihnen klar favorisierte Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse gibt sich dem Vernehmen nach unentschlossen. "Sie ist mal dabei, mal nicht", so ein Eingeweihter zum TV . Vor Wochen erklärte Lohse zwar, dass sie keinen Anlass habe, über eine Spitzenkandidatur nachzudenken, auch wenn es viele Anfragen gebe. Doch inzwischen schwanke ihre Haltung, heißt es. Bis zum 27. September sollen Kreis- und Bezirksverbände nach einem Zeitplan des Landesvorstandes Bewerber für die Spitzenkandidatur benennen, bevor der Herausforderer von Ministerpräsident Kurt Beck bei einem Parteitag am 12. November nominiert werden soll. Meldungen sind bisher allerdings in der CDU-Zentrale nicht eingegangen. Unmittelbar nach der Kommunalwahl am 13. Juni hatte Parteichef Böhr seinen Hut für den Spitzenplatz in den Ring geworfen und damit manchen Widersacher überrascht, der nach anhaltender und massiver Kritik am nicht sonderlich populären Vormann nach dem Wahldebakel 2001 auf einen Verzicht gehofft hatte. Die Angst vor dem offenen Konflikt, so räumen Christdemokraten ein, erschwert die Suche nach einer zugkräftigen Alternative zu Böhr erheblich. Noch immer haben viele Parteimitglieder das folgenreiche Trauma um den Sturz von Bernhard Vogel durch Hans-Otto Wilhelm im Jahr 1988 vor Augen, der den Machtverlust der CDU einleitete. Auch diesmal sind auf der Seite der "Rebellen" gegen den Parteichef viele, die mit dem einst einflussreichen früheren Landesvorsitzenden Wilhelm in Verbindung gebracht werden, vor allem aus der Reihe der Bundestagsabgeordneten.Spekulationen um Landrätin Beate Läsch-Weber

Nicht gerade eindeutig reagiert eine weitere intern gehandelte Kandidatin, die Landrätin des Kreises Bernkastel-Wittlich, Beate Läsch-Weber, wenn sie auf eine mögliche Spitzenkandidatur angesprochen wird. "Dazu gebe ich keine Stellungnahme ab", so ihr knapper, aber gleichzeitig vieldeutiger Kommentar, der Spekulationen zulässt. Auch die stellvertretende Landesvorsitzende Maria Böhmer wird genannt, hat sich bisher jedoch nicht klar geäußert. Noch nicht abgeschrieben scheint in der Kandidatensuche daher der ambitionierte Koblenzer Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs. Er könnte zum Zuge kommen, wenn keine Frau als Böhr-Gegenkandidat gewonnen werden kann und ein männlicher Notnagel erforderlich wird. "Sollte am Ende niemand präsentiert werden, wäre dies eine Lachnummer ohne Gleichen", weiß ein Böhr-Kritiker. Daher wird im Umfeld des Parteichefs nicht ausgeschlossen, dass sein schärfster Widersacher Joachim Hörster am Ende selber antreten könnte. Böhr gibt sich derweil gelassen. Er gehe davon aus, dass "die Partei hinter mir steht", sagt der Trierer - und setzt wohl auch darauf, dass seine internen Gegner bei der Kandidatensuche am Ende ohne überzeugende Alternative dastehen.

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