Mit Fußfesseln und Butterbrot

TRIER. Das Landgericht hat zwei Männer aus dem Ruhrgebiet zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. In einer beispiellosen Einbruchserie hatten sie wochenlang die Trierer Innenstadt unsicher gemacht.

Die Jungs sind rekordverdächtig: In nur einem Monat haben sie eine beachtliche Einbruchs-Bilanz hingelegt - fast jeden Tag ein Bruch, mal geglückt, mal fehlgeschlagen, die Beute zwar bescheiden, doch die Summe kann sich sehen lassen. Vor Gericht: Die Trierer Staatsanwaltschaft klagt an, 54 Einbrüche und Diebstähle wirft sie Klaus-Dieter B. und Oliver Burkhard F. vor. Als die Angeklagten, einer gelernter Schlosser, einer gelernter Maler, in den Gerichtssaal schlurfen, wirken sie nicht wie kühne Serientäter à la Bonnie und Clyde: Ketten an den Füßen, Handschellen, Butterbrot und Milchtüte unterm Arm. Es sind weder smarte Helden noch eiskalte Profis, die sich in der Verhandlung der Ersten Großen Strafkammer präsentieren, eher so etwas wie eine abgespeckte Version der Panzerknacker: nicht gerade raffiniert, nicht gerade wählerisch, doch äußerst fleißig. Der 27-jährige F. und sein Kompagnon, der 32-jährige B., geben offen zu: Sie haben im vergangenen August überall zugegriffen, wo sich Gelegenheit bot. Von der Metzgerei zum Naturkostladen ins Zoogeschäft, weiter in die Schmuckboutique, schließlich noch zum Asia-Shop - kaum ein Geschäft in Triers Innenstadt war vor den beiden "Knackern" sicher. Das Einbrecher-Duo gönnte sich einen Einkaufsbummel der besonderen Art. Während der eine Schmiere stand, packte der andere ein: Rubbellose hier, Zigaretten dort, ein bisschen Bargeld, wenn vorhanden, auch mal nur eine Dose Cola gegen den Durst. Der 28-jährige F. erinnert sich an alle Details des sommerlichen Streifzugs. Während Richterin, Staatsanwalt und Verteidigerinnen immer wieder in den sich stapelnden Akten wühlen müssen, weiß F. genau, wann und wo er "tätig" war. Der Fall Nummer acht, "der mit der Cola-Dose", werde ihm "fälschlich zur Last gelegt", korrigiert er, der gehe auf B.'s Konto; in 22 anderen Fällen bestätigt er "die Ermittlungsergebnisse". F. spricht in fast perfektem Beamtendeutsch. Doch kann er ebenso klar die Hintergründe dieser Einbruchsserie benennen? Nicht rekordverdächtig, eher traurig klingt der Lebenslauf der zwei Angeklagten: Es sind bekannte Biografien, eine aus Deutschland West (Oberhausen), eine aus Deutschland Ost (Zossen), die die beiden Männer verbinden: Aus zerrütteten Familien stammend, herumgereicht zwischen Schule, Heim, Tanten, Onkels, geraten beide früh auf die schiefe Bahn, sie nehmen Drogen, stehlen, betrügen. Mit der Ausbildung klappt's, mit einem regelmäßigen Job nicht, beide landen im Knast - und werden ein "Team", zuerst drinnen, nach der Haftentlassung draußen. Der Teufelskreis aus Gefängnis, Entlassung, Drogen und erneuten Straftaten muss durchbrochen werden, finden am Ende alle Parteien in dieser Verhandlung. Das Urteil: Drei Jahre für Klaus B., drei Jahre und acht Monate für Oliver F. Würden Sie es schaffen, in dieser Zeit ihr Leben in den Griff zu bekommen, wäre das ein echter Rekord.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort