Mit alten Maschen im Geschäft

MAINZ. "Gratulation! Sie haben gewonnen! Ein wertvoller Preis ist Ihnen sicher." Die Abzock-Methoden sind nicht neu, wirken aber nach Erfahrung der Verbraucherschützer noch immer.

Es sind dreiste Gewinnspiel-Maschen, um eine Tagesfahrt ins Blaue mit anschließender Verkaufsveranstaltung unterzujubeln oder einfach nur persönliche Daten beim Rückruf über teure Telefonleitungen zu entlocken. Doch immer wieder fallen - nicht nur ältere - Adressaten auf die unseriöse Tour herein, beklagen die Verbraucherberater. Auch bei Täuschungsmanövern mit Paket-Benachrichtigungen kann der Anruf beim "Express-Service" über die 0900-Telefonnummer schnell 2,50 Euro pro Minute kosten. Jede fünfte Frage in der Rechtsberatung der Verbraucherzentralen dreht sich um Wettbewerbsrecht/Gewinnspiele und unseriöse Machenschaften. Trotz regelmäßiger Warnungen ist der Schaden immer noch hoch, so Rechtsreferentin Carmen Gahmig bei der Vorlage des Jahresberichts 2003 der Verbraucherschützer. Besserung erhofft sie sich durch das im vergangenen Monat verschärfte Wettbewerbsrecht. Künftig darf unter anderem nur noch nach Einwilligung zu Werbezwecken angerufen werden. Ein weites Feld, um mit unseriösen Praktiken und Tricks Leichtgläubige über den Tisch zu ziehen oder die Unerfahrenheit von Jugendlichen auszunützen ist der Dschungel des Telefonmarktes. Rechnungen von bis zu 500 Euro für "R-Gespräche", bei denen der Angerufene die kaum abschätzbaren Kosten übernimmt, sind keine Seltenheit. Sind die Beteiligten noch minderjährig, konnten nach Kenntnis der Verbraucherzentrale bei Auseinandersetzungen die Forderungen bisher stets abgewiesen werden. Heftig wird die Telefon-Abzocke auch bei Flirt- und Chat-Nummern per SMS, bei denen Profi-Chatter am anderen Ende der Leitung sitzen.Weniger Beratungen und Kontakte

Klingeltöne per SMS können bis zu 3,99 Euro kosten und sind laut Telekommunikations-Expertin Barbara Steinhöfel oft mit einem Abo verbunden. Horrende Rechnungen sind häufig die Folge. Für massiven Ärger sorgen bei Computernutzern immer wieder unseriöse Wählprogramme (Dialer). Das Gesetz zum Bekämpfen des Missbrauchs von 0190er- und 0900er-Nummern brachte zwar Verbesserungen, doch gab es auch das befürchtete Abwandern in andere "Rufnummer-Gassen". Mit einem eigens eingerichteten Info-Telefon (0180/5640564, dienstags 10 bis 12 Uhr) reagierte die Verbraucherzentrale auf Unsicherheiten und eine bereits Ende 2003 einsetzende "gewisse Panik" in der Bevölkerung angesichts der Gesundheitsreform. Praxisgebühren, Härtefallregelungen, Zuzahlungen und Belastungsgrenzen führten zu bis zu 1800 Anfragen pro Monat, vor allem von sozial schwächer gestellten Bürgern. Weiterhin stark gefragt ist zudem das Info- und Beschwerdetelefon Pflege (06131/284841), das seit Frühjahr 2003 in 700 Fällen eingeschaltet wurde. Insgesamt ging die Zahl der Beratungen und Kontakte der Verbraucherzentrale mit ihren sechs Beratungsstellen im Land 2003 gegenüber dem Vorjahr um 14 000 auf rund 111 000 zurück. Ausschlaggebend war dabei vor allem die geringere Nachfrage bei Ernährungsproblemen. Der Etat der Zentrale von rund 1,9 Millionen Euro wird mit 1,4 Millionen vom Land getragen.

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