Mittendrin im Dorf

In Baden-Württemberg und Bayern wird die Innenentwicklung der Dörfer intensiv betrieben. Auch Rheinland-Pfalz möchte angesichts der demografischen Entwicklung in diesem Bereich verstärkt tätig werden.

 Die Stärkung der Ortskerne (hier ein malerisches Beispiel aus dem nordrhein-westfälischen Blankenheim) soll auch in Rheinland-Pfalz gefördert werden. Foto: Tourist-Info Blankenheim

Die Stärkung der Ortskerne (hier ein malerisches Beispiel aus dem nordrhein-westfälischen Blankenheim) soll auch in Rheinland-Pfalz gefördert werden. Foto: Tourist-Info Blankenheim

Kröv. 230 Einwohner zählte das Dorf Münster, ein Ortsteil von Creglingen (Baden-Württemberg), vor fünf Jahren. Kann eine solche Gemeinde angesichts der prognostizierten demografischen Entwicklung eine Zukunftschance haben, wenn sie nicht etwas Außergewöhnliches vorzuweisen hat? Offenbar ja, zumindest wenn es Leute gibt, die sich engagieren. Münster zählt mittlerweile 250 Einwohner. In diesen fünf Jahren sind 23 private Bauvorhaben in die Wege geleitet und abgeschlossen worden. Nicht in einem neuen Baugebiet, sondern im Ortskern.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. In Baden-Württemberg gibt es das Projekt "Dorf Komm!" mit 45 Orten, in Bayern einen "Vitalisierungs-Check" für 20 Modelldörfer. Ziel ist der Erhalt der Ortskerne.

Federführend bei beiden Projekten ist die Professorin für Landmanagement Martina Klärle (Fachhochschule Frankfurt), die außerdem auch ein Planungsbüro betreibt.

Sie soll in Zukunft auch in Rheinland-Pfalz. mithelfen, dass die Ortskerne wieder zu attraktiven Wohnorten werden.

Erfahrungen ihrer Arbeit erläuterte sie beim Forum "Ländlicher Raum" in Kröv (Kreis Bernkastel-Wittlich).

Lange Zeit sei dieses Thema zu kurz gekommen. "Jetzt merken wir die Folgen", sagte sie. Leerstände und schlechte Bausubstanz müssten umgehend kartiert werden, am besten von den Kommunalpolitikern, die auch die Entscheidungsgewalt in den Orten haben. Die tollsten Ideen, Planungen und Konzepte seien aber zum Scheitern verurteilt, wenn eine Gemeinde nicht an Grundstücke herankomme. Deshalb sei die Öffentlichkeitsarbeit von immenser Bedeutung. "Wir müssen die Leute zuhause abholen", sagte Klärle und regte "Gespräche am Küchentisch" an.

Klärle kritisierte, dass Stadtentwicklung bundesweit in viel höherem Maße betrieben werde als die ländliche Entwicklung. Dabei lebten beispielsweise in Rheinland-Pfalz 90 Prozent der Menschen auf dem Land.

Dass das Thema hierzulande auf den Nägeln brennt, bestätigte auch Siegfried Englert, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. "Wir leben in wunderschönen Landschaften, aber leider nicht mehr in einer heilen Welt", sagte er vor mehr als 100 Forums-Teilnehmern aus dem ganzen Land.

Die Stärken und Chancen des ländlichen Raumes seien die Menschen. Sie seien bereit, sich zu engagieren und die Begriffe "Heimat" und "Tradition" auf moderne Art zu definieren.

Die Zukunft der Dörfer hänge aber auch wesentlich von Kriterien wie der ärztlichen Versorgung und der schulischen Infrastruktur ab. Das Land werde zwei Projekte ins Leben rufen und fördern: "Mittendrin im Dorf" und "Mehr Dorf für weniger Menschen". Englert. "Wir wollen innovative Ideen begleiten."

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