Mordverdacht gegen Eifeler

BONN/DAUN. Ein 51-Jähriger aus Daun ist in Bonn wegen Mordes angeklagt. Er soll vor über 21 Jahren eine Frau bestialisch umgebracht haben. Sein Anwalt sagt: Die haben den falschen Mann.

Es war ein grausamer Anblick, der sich den Ermittlern am 3. Januar 1986 in einer Mühle im nordrhein-westfälischen Swistal-Morenhoven bot: Die 38-jährige Heilpraktikerin Dorothea Reischl lag blutüberströmt in ihrer Wohnung, bestialisch ermordet, mit einem Telefonkabel erdrosselt. Ihr Körper übersät mit Stichwunden von Messern und Gabeln, Prellungen und Würgemalen, Körperteile wurden abgeschnitten. Die Leiche lag in einer grotesken Position, bestreut mit Körnern. Die Ermittler dachten zunächst an einen Ritualmord mit sexuellem Hintergrund. Die Fahndung gestaltete sich schwierig. Über 100 Spuren wurden verfolgt, mehr als 1000 Personen vernommen. Ergebnislos. Vier Monate später wurde die Mordkommission aufgelöst, im Sommer 1987 wurden die Ermittlungen eingestellt. 2003 nahm die Kripo im Rahmen der Aufarbeitung alter Fälle den Mord von Morenhoven wieder auf. Experten hatten eine DNA-Spur in der Wohnung der Heilpraktikerin gesichert. DNA-Spur führte in die Eifel

Das Material wurde mit neuesten Analyseverfahren erneut untersucht. Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) erstellten damit ein Täterprofil, das auf knapp 800 Männer zutraf, die zu einem Speicheltest geladen wurden. 600 kamen freiwillig, 18 weigerten sich, darunter auch Jürgen B. Er lebte zur Tatzeit in Morenhoven, hatte auch Kontakt zu Dorothea Reischl. Später zog er in die Eifel, nach Mannebach, einem 250-Seelen-Dorf in der Verbandsgemeinde Kelberg (Vulkaneifel). Die Ermittler erzwangen im Juni vergangenen Jahres seinen Speicheltest per richterlichen Beschluss. Die LKA-Spezialisten ordneten die DNA-Spuren schließlich dem 50-Jährigen Angestellten aus der Eifel zu. Am 18. September schlugen die Bonner Fahnder dann in Mannebach zu, durchsuchten seine Wohnung und nahmen Jürgen B. fest. Einen Tag später erließ ein Richter Haftbefehl. Der über 20 Jahre zurückliegende Mord an der 38-jährigen Dorothea Reischl sei damit aufgeklärt, verkündete die Bonner Staatsanwaltschaft kurz darauf. Nun wurde Anklage gegen den mittlerweile 51-Jährigen erhoben. Er soll am Silvesterabend 1985 in die Mühle der Heilpraktikerin eingedrungen sein und ihr dort aufgelauert haben. Jürgen B. soll sich auf die Frau gestürzt haben, sie geschlagen und stranguliert und danach verstümmelt haben. Doch der Anwalt von B. widerspricht der Staatsanwaltschaft: Der Mord sei noch nicht geklärt, sein Mandant sei nicht der Täter. Dass eine DNA-Spur von dem Mann bei der Ermordeten gefunden worden sei, sei nicht "weiter überraschend", sagte der Bonner Anwalt bereits kurz nach der Verhaftung von B. Der damals 30-Jährige soll früher "gelegentlich" mit dem Opfer Kontakt gehabt haben. Demnächst soll der Prozess vor dem Bonner Landgericht beginnen.

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