Mosel-Riesling schlägt die Welt

TRIER. Wer produziert den besten trockenen Riesling? Die Antwort gaben 1000 Weintrinker beim Riesling Grand Prix im Rahmen des Wein- und Gourmet-Festivals in der Arena Trier. Der Sieger ist derselbe wie im Vorjahr: Albert Kallfelz aus Zell mit seinem "Merler Königslay Terrassen Riesling S".

"Recht schöne Nase, liegt schön auf der Zunge", notiert Weinliebhaber Martin Kirsch aus Trier-Biewer. Auf langen Tafeln reihen sich Weinkelche aneinander. Rieslingfreunde sehen, riechen, schmecken und bewerten. Zwischendurch greifen die Teilnehmer der größten Weinprobe der Welt zu Brot, Käsehäppchen aus dem Hochwald und zu Eifelschinken. Welchen edlen Tropfen sie bewerten, wissen sie nicht. In sechs Durchgängen à vier Weine wird blind verkostet. In jeder Vierergruppe steht ein Steillagenwein von der Mosel im Wettbewerb mit drei Weinen nationaler und internationaler Herkunft. Manschetten verdecken die Etiketten. Nur so viel haben die Veranstalter, die Castel GmbH und der Mosel-Saar-Ruwer Wein e.V., preisgegeben: 24 trockene Rieslingweine, Jahrgang 2003, aus zwölf Anbaugebieten sind im Rennen. Sie haben schon die Hürde Vorauswahl, eine Blindverkostung durch Fachleute, unter hundert Gewächsen genommen. Auch Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer, Bürgermeister Georg Bernarding, ADD-Präsident Josef Peter Mertes und Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes, kosten und küren ihre Favoriten. Weinkönigin Petra Zimmermann - ohne Krone - spekuliert, fachsimpelt, plauscht zwanglos mit gleichaltrigen Tischnachbarn. Bleiben die von Mitgliedern zweier Winzertanzgruppen kredenzten edlen Tropfen bis zur Siegerprämierung immer noch unbekannt, weicht an den Tischen die anfängliche Anonymität. Ausgelassenheit macht sich in der Arena breit. Während die Bewertungsbögen unter notarieller Aufsicht ausgewertet werden, legen zahlreiche Grand-Prix-Besucher ein Tänzchen bei Live-Musik aufs Parkett. Kopfschütteln und verständnislose Blicke erntet ein Besucher von den fachsimpelnden und klönenden "Sitzengebliebenen". Er balanciert ein Tablett mit "kühlen Blonden" zu seinem Tisch. Kritik wird auch laut an Moderator Jean Pütz, bekannt aus der WDR-Hobbythek. "Schlechte Akustik und eine Moderation auf niedrigem Festzeltniveau", meint eine Dame aus der Pfalz. Jean Pütz ist es dann auch, der für den einzigen Wermuts-Tropfen des weinseligen Abends zuständig ist: Statt der Nummer drei verrät er vorschnell den mit Spannung erwarteten Siegernamen. Jetzt ist es raus, und die Freude bei Albert Kallfelz aus Zell-Merl groß. Sein "Merler Königslay-Terrassen Riesling S" ist der Publikumsliebling unter den Rieslingweinen. "Die Mühen haben sich gelohnt. Aus schwierigen Steillagen kann das Beste herausgeholt werden", sagt der überglückliche 61-jährige Gewinner und Besitzer eines der Topweingüter im Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer. Beim Riesling Grand Prix hatten die Verbraucher, für die Weinszene eher unüblich, das Sagen. Parallel bewertete auch eine Fachjury. Jean Pütz teilte mit: "Es gibt kaum einen Unterschied zwischen dem Experten- und dem Publikums-Ergebnis."

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