Mutiges Eingreifen rettete Nachbarin

MAINZ. Entschlossen reagierte die Eifelerin Christel Stieren, als sie im Oktober 2003 ihrer schwer verletzten und bedrohten Nachbarin zu Hilfe eilte und vermutlich deren Leben rettete. Für ihr Eingreifen erhielt sie jetzt den von Innenminister Walter Zuber gestifteten Preis für Zivilcourage.

Die Überraschung war groß, als Christel Stieren plötzlich die gewichtige Skulptur, den ersten Preis für Zivilcourage, in Händen hielt. Dabei wollte die Eifelerin aus Fließem (Kreis Bitburg-Prüm) eigentlich gar nicht zur Preisverleihung im Mainzer Landtag anreisen, denn was sie geleistet hat, sei "doch völlig normal", wie sie im Gespräch mit dem TV betont. Es war bereits nach 23 Uhr am 2. Oktober 2003, als Christel Stieren alarmierende Schreie auf der Straße hörte und hinauslief. Sie sah, wie ein Mann eine auf dem Boden liegende Frau mit Fußtritten attackierte und rannte ohne zu zögern schreiend zum Tatort. "Ich war wütend und hatte keine Zeit, Mann und Sohn zu wecken", berichtet die zierliche Frau. Durch die lauten Rufe aufgeschreckt, ließ der Peiniger von seinem Opfer ab und suchte das Weite. Christel Stieren erkannte ihre Nachbarin, die regungslos in einer Blutlache lag. Die Frau war durch Hammerschläge - vor allem am Kopf - lebensgefährlich verletzt, wie sich später herausstellen sollte. Stieren leistete erste Hilfe und rief den Rettungswagen. Das Leben des Opfers konnte nur durch die unmittelbar eingeleitete erste Hilfe und schnelle intensivmedizinische Betreuung gerettet werden, wie die Ärzte im Nachhinein zu Protokoll gaben. Der Täter, ein Ex-Freund der Nachbarin, hatte dem Opfer im Hausflur aufgelauert. Nach der Tat stellte er sich der Polizei. Wegen versuchten Totschlags wurde er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. In der durchaus gefährlichen Situation couragiert einzugreifen, war für Christel Stieren keine Frage. So zu handeln, sei doch normal, ist sie überzeugt. Dass dies nicht so ist, zeigt die Erfahrung der Polizei, die den Innenminister dazu veranlasste, mit dem Preis für Zivilcourage vorbildliches Verhalten zu würdigen. Mut brachte auch Angelika Brenner aus Gevenich (Kreis Cochem-Zell) auf, als sie nach schweren Misshandlungen, die der Lebensgefährte ihrer Bekannten deren Kind zufügte, Notarzt und Polizei einschaltete. Der Jugendpreis ging an vier Mainzer Schüler, die im Bus beobachteten, dass zwei aggressive Jungen einen Schüler bedrohten. Vorsichtshalber stiegen sie an der nächsten Haltestelle mit aus und konnten so bei der sich entwickelnden Prügelattacke sofort eingreifen. "Wir brauchen für ein soziales Zusammenleben Menschen, die sich einbringen mit Mut und Verstand, die hinsehen statt wegsehen, die Hilfe leisten und eingreifen", lobte Innen-Staatssekretär Karl Peter Bruch bei der Preisverleihung.

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