Nürburgring: Eine Million Euro für nichts

Die ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene Firma Pinebeck hat von der weitgehend landeseigenen Nürburgring GmbH weit mehr Geld bekommen als bekannt. Nach TV-Informationen flossen noch im Mai und Juni dieses Jahres mindestens weitere 150 000 Euro, obwohl der Beratervertrag angeblich schon gekündigt war.

 Kein Ende der schlechten Nachrichten: Für das Projekt Nürburgring 2009 – hier das Eifeldorf Grüne Hölle – sind deutlich mehr Zahlungen an Berater geflossen als bislang bekannt war. Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Kein Ende der schlechten Nachrichten: Für das Projekt Nürburgring 2009 – hier das Eifeldorf Grüne Hölle – sind deutlich mehr Zahlungen an Berater geflossen als bislang bekannt war. Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Nürburg. Der über die gescheiterte Privatfinanzierung des 300-Millionen-Euro-Projekts "Nürburgring 2009" gestolperte frühere rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) hat Mitte Februar im Wirtschaftsausschuss des Landtags eingeräumt, dass die Nürburgring GmbH der in Luxemburg ansässigen Firma Pinebeck insgesamt 730 000 Euro an Beraterhonoraren gezahlt hat. Pinebeck sollte private Investoren für eine Finanzierung des neuen Freizeit- und Geschäftszentrums an der Eifel-Rennstrecke gewinnen. Diese Privatfinanzierung kam aber nie zustande. Der angebliche Investor, der amerikanische Großindustrielle Pierre Dupont V., wies jeden Kontakt zum Ring oder zu Verantwortlichen zurück. Seit einigen Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen zwei Gesellschafter der Pinebeck SA. Luxemburg sowie gegen den als Kreditvermittler eingeschalteten Schweizer Kaufmann Urs Barandun wegen Betrugsverdachts.

Offenbar nur eine mündliche Vereinbarung



Ex-Finanzminister Deubel hat im Februar verkündet, der Beratervertrag mit Pinebeck sei Ende 2008 gekündigt worden. Es werde kein Geld mehr fließen. Nach TV-Informationen geschah aber genau dies doch. Im Mai und im Juni sind offenbar einmal 100 000 und dann noch einmal 50 000 Euro gezahlt worden. Weiterhin sollen 150 000 Euro von der Mediinvest GmbH, die für die Errichtung mehrerer Teilbereiche bei dem Projekt (Vier-Sterne-Hotel, Feriendorf) zuständig ist, an Pinebeck gezahlt worden sein. Die Luxemburger Firma hätte damit insgesamt mehr als eine Million Euro kassiert - für letztlich vollkommen erfolglose "Bemühungen".

Merkwürdig erscheint der Umstand, dass die Zahlungen Mitte des Jahres anscheinend nur auf einer mündlichen Vereinbarung beruhten. Eine solche kann nur Ring-Hauptgeschäftsführer Walter Kafitz mit den Pinebeck-Vertretern geschlossen haben. Welche Gründe es für die Zahlungen trotz der Vertragskündigung gab, bleibt offen. Insider vermuten, der Geldfluss könne etwas mit jenen 95 Millionen Euro aus Landesmitteln zu tun haben, die zur Einfädelung der Privatfinanzierung auf ein Konto in der Schweiz überwiesen wurden. Als das Geschäft geplatzt war, sah sich die Landesregierung gezwungen, die Millionen rasch wieder aus der Schweiz zurückzuholen. Mittlerweile sind sie wieder da.

Auf TV-Anfrage wollte sich das Finanzministerium am Freitag zu den weiteren Zahlungen an Pinebeck nicht äußern. Ein Sprecher verwies lediglich auf eine Kleine Anfrage, die von der Landesregierung dahingehend beantwortet worden sei, dass insgesamt von August 2006 bis Juli 2009 externe Kosten von 2,293 Millionen Euro angefallen seien. Welche Berater im Einzelnen wie viel Geld von der Nürburgring GmbH erhalten hätten, sei den Abgeordneten in vertraulicher Sitzung mitgeteilt worden. An diese Vertraulichkeit fühle man sich gebunden.

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