Nürburgring: Hering vom Erfolg überzeugt

Sichere Finanzierung ohne Steuermittel, kein Risiko beim Betrieb: Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) will das Millionen-Projekt "Nürburgring 2009" mit einem neuen Geschäftsmodell in geordnete Bahnen lenken. Die CDU spricht dagegen von "altem Wein in neuen Schläuchen".

Mainz. Fehler beim Bau des neuen Freizeit- und Geschäftszentrums an der Eifel-Rennstrecke hat die Landesregierung schon mehrfach eingeräumt. Aber noch nie so deutlich und dezidiert wie Hendrik Hering am Montag vor Journalisten. Der größte Fauxpas aus Sicht des Ministers: Man hat sich zu lange darauf konzentriert, einen Investor für die neuen Immobilien zu finden - und dabei das Geschäftsmodell außer Acht gelassen. Wäre weiter auf die alten Pläne gesetzt und das Firmengeflecht am Ring nicht entzerrt worden, "wären hohe Verluste die Folge gewesen". Als Hering gefragt wird, warum der "klare Schnitt" nicht zwei Jahre früher erfolgte, sagt er: "Das habe ich mich auch schon gefragt."

Das Land bleibt Besitzer der neuen Immobilien und trägt "nur" noch das Risiko für deren Finanzierung sowie für die Verluste, die aufgrund von Formel-1-Rennen drohen. Das Betreiben der Einrichtungen wird komplett in private Hände gelegt. "Es ist nicht die Aufgabe des Landes, einen Boulevard und Hotels zu betreiben", sagt Hering. Das übernähmen die mittelständische Lindner-Hotelgruppe und die Mediinvest GmbH aus Düsseldorf. Sie seien künftig allein für den wirtschaftlichen Erfolg zuständig.

Das bedeutet, dass die Betreiber das komplette Personal (200 Mitarbeiter) der weitgehend landeseigenen Nürburgring GmbH übernehmen. Lindner/Mediinvest haben selbst 180 Mitarbeiter am Ring. Sie zahlen aus ihren Umsätzen an der Rennstrecke eine Grundpacht nebst einer erfolgsabhängigen Komponente an den Immobilienbesitzer Nürburgring GmbH (faktisch das Land). Zurzeit gibt es nur eine Absichtsbekundung beider Seiten. Die Verträge mit den genauen Konditionen sollen bis Mitte 2010 ausgehandelt werden. Laut Hering war für das Land die Gretchenfrage, ob die Pachteinnahmen die Ausgaben für Zinsen und Abschreibungen decken und somit keine Haushaltsmittel nötig sind. Das sei der Fall. Die landeseigene Investitions- und Strukturbank (ISB) gewähre Darlehen in Höhe von 350 Millionen Euro ( 235 Millionen an die Nürburgring GmbH, 115 Millionen an die Projektgesellschaft MSR GmbH). Die Zinsen der ISB seien unschlagbar günstig, sagte Hering. Sie lägen "deutlich unter vier Prozent". Ursprünglich seien 6,5 Prozent angenommen worden. Die Ersparnis dadurch belaufe sich für die Nürburgring GmbH auf rund 8,7 Millionen Euro jährlich. Die Tilgung der Darlehen erfolgt nach Angaben des Ministers, wenn sich die erwartete "Effizienzrendite" einstellt. Diese ergebe sich durch eine Personalreduktion, mehr Veranstaltungen und ein besseres Marketing.

Nach Ansicht der CDU zeigt das neue Modell keinen Weg aus der Krise auf. Die Partei kritisiert, es fließe weiter "kein privater Euro", kein Privater übernehme ein Geschäftsrisiko. Fraglich sei auch, "wie die Angebote am Nürburgring künftig wirtschaftlich betrieben werden sollen".

Ministerpräsident Kurt Beck wolle "seine Mitverantwortung vertuschen und Voraussetzungen für frisierte Business-Pläne schaffen", schimpft CDU-Chef Christian Baldauf.

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