NPD: Trick oder echtes Interesse?

In Morbach-Gonzerath hat die NPD die alte Schule geräumt, jetzt wollen sich die Rechtsradikalen nach eigenem Bekunden in Traben-Trarbach einnisten.

Traben-Trarbach. Anfang Mai erhielte eine Reihe von Traben-Trarbacher Geschäftsleuten eine E-Mail von Safet Babic. Babic ist Sprecher des NPD-Landesverbands Rheinland-Pfalz. In dem Schreiben steht auch folgender Satz: "In Zukunft entsteht nun eine NPD-Anlaufstelle in Traben-Trarbach." Doch noch kann die NPD über die besagte Immobilie — das ehemalige Betriebsgelände der Firma "Mercedes-Ziefer" — nicht verfügen. Das Objekt wurde am 8. März zwangsversteigert. Der Kaufpreis: 90 000 Euro. Rund 8000 Euro zahlte der Ersteigerer sofort, den Restbetrag bislang nicht. Für den 8. Mai hatte das Amtsgericht Bernkastel-Kues den Verteilungstermin anberaumt. Doch niemand kam. Die Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück hatte als Hauptgläubiger die Zwangsversteigerung beantragt. Jetzt will die Bank diese erneut beantragen. Ob die NPD allerdings echtes Interesse bekundet, ist zweifelhaft. Offenbar geht es der unter Geldnot leidenden Partei darum, sich auf diese Weise Geld zu beschaffen. Die Vorgehensweise folgt, nach Berichten der Zeitschrift "Stern" und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", einem immer gleichen Strickmuster: Die Neonazis spielen ihr Interesse an Gebäuden vor, um öffentliche Proteste zu provozieren — und damit die Kommunen unter Druck zu setzen. Diese sollen dazu gebracht werden, die Immobilie über ihr Vorkaufsrecht zu einem überhöhten Preis selbst zu kaufen. NPD-Sprecher Babic weist dies gegenüber dem TV zurück. Dass der Käufer das Geld bislang nicht zusammenbekommen habe, sei ihm nicht bekannt. Die NPD wolle die Immobilie nutzen. Langfristiges Ziel sei es, im Kreis Bernkastel-Wittlich Fuß zu fassen. Das Mainzer Innenministerium teilte zu dem Fall dem TV auf Anfrage mit: "Zurzeit liegen keinen verifizierbaren Erkenntnisse vor, die auf einen Kauf der Immobilien in Traben-Trarbach durch die NPD schließen ließen." Dennoch werde die Situation vor Ort sorgfältig beobachtet. Es gelte weiterhin die bereits früher geäußerte Einschätzung, dass die rheinland-pfälzische NPD zu einem solchen Kauf finanziell nicht in der Lage sei. Sowohl der Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, Ulrich K. Weisgerber, als auch Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus wollten zu den Vorgängen keine Stellungnahme abgeben. Meinung Spiel mit den Ängsten Das Wort NPD ruft zu Recht bei den meisten Menschen Abscheu hervor. Und wenn die Neonazis sich in einer Gemeinde einnisten wollen, sind die Kommunalpolitiker in Aufregung. Ein Rechtsradikalentreff — das beschädigt das Image einer jeden Stadt und Gemeinde. Das wissen die Neonazis und nutzen diese Ängste aus, um sich mit Immobilientricks Geld zu beschaffen. Bislang ist ihnen das in Traben-Trarbach nicht gelungen. Aber sie dürften es weiter probieren, auch an anderen Orten. w.simon@volksfreund.de InfoBOX Aktivisten der NPD haben gestern vor dem Gymnasium Traben-Trarbach eine "Schülerzeitung" verteilt. Verantwortlich für den Inhalt ist Safet Babic, Presssprecher des NPD-Landesverbands Rheinland-Pfalz. Die Leitung des Gymnasiums hat daraufhin alle Eltern über die Aktion informiert. Gleichzeitig informierte die Schulleitung die Polizei, die Verbandsgemeinde und die ADD. Die Schule wird außerdem im Unterricht Aufklärungarbeit gegen diese NPD-Kampagne betreiben.

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