Nachfolgemodell gesucht

Ja zum dreigliedrigen Schulsystem, aber mit Vorrang für Duale Oberschulen: In der Diskussion um die Zukunft der Hauptschule hat sich die FDP als erste Landtagsfraktion festgelegt. Die CDU streitet über zwei- oder dreigliedrig. SPD und Bildungsministerin halten sich noch bedeckt.

Mainz. Geht es nach den Liberalen, bleibt es in Rheinland-Pfalz auch künftig beim dreigliedrigen Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium). Allerdings will die FDP angesichts des Schülerschwunds an den Hauptschulen die Struktur ändern: Gefährdete Hauptschulen und Regionale Schulen (ausgebaute Hauptschulen, die auch mittlere Reife anbieten) sollen in berufsorientierte Duale Oberschulen (DOS) überführt werden. Landesweit gibt es bislang 15 dieser DOS, die einen Abschluss nach Klasse neun oder zehn bieten.Die Bandbreite unter den Schülern gebe es nicht her, dass alle einen Realschulabschluss machen, so FDP-Fraktionschef Herbert Mertin zu seiner Absage an ein zweigliedriges System mit nur noch mittlerem und höherem Abschluss. Er verweist darauf, dass jährlich rund 3700 Jugendliche sogar die Hauptschule ohne Abschluss verlassen.Daher wollen die Liberalen den Bildungsgang Hauptschule neu strukturieren. In der DOS wird unter anderem mit dem Fach "Praxis in der Schule" gezielt berufsorientiert ausgebildet. Spezielle Qualifizierungsklassen mit Ganztagsunterricht sollen lernschwache Schüler besonders fördern. Ein Wechsel zwischen den unterschiedlichen Zweigen soll unproblematisch sein. Als Zentren für praxisbezogene Bildung haben die Dualen Oberschulen nach Angaben von FDP-Bildungspolitikerin Nicole Morsblech bereits hohe Akzeptanz.Bei der CDU hat ein Plädoyer von Generalsekretär Josef Rosenbauer für ein zweigliedriges Schulsystem in der jüngsten Fraktionssitzung für einen Hauskrach gesorgt, während der bildungspolitische Sprecher Josef Keller mit seinem Rücktritt drohte. Grundsätzlich stand bislang die CDU zum dreigliedrigen System, doch mehren sich die Stimmen für eine Zweigliedrigkeit. Laut Rosenbauer kann "nichts anderes als ein chancengerechtes, in den Grundzügen zweigliedriges Schulsystem" künftig Schule machen. Notwendig sei ein Zweig, der auf das Studium vorbereitet und ein weiterer, der mit zwei unterschiedlichen Abschlüssen in die Berufspraxis führt.Irritierte Philologen

Heftigen Protest gab es dafür von Philologenverband (Gymnasiallehrern) und Realschullehrern. Die Philologen zeigten sich "ausgesprochen irritiert" von den Vorschlägen, die sie als unausgegoren ablehnen. Nach einem Gespräch mit der CDU-Spitze erklärte der Realschullehrerverband, dass die Union weiter für ein gegliedertes System eintrete, in dem Inhalte und Name Realschule unverzichtbar seien.SPD-Fraktion und Bildungsministerin Doris Ahnen wollen in den nächsten Wochen ein neues Schulkonzept vorlegen. Auch bei den Genossen gibt es Stimmen für ein zweigliedriges System, das - angelehnt an die Vorschläge des Lehrerverbandes VBE - neben dem Gymnasium nur noch auf eine Schulform für die Klassen fünf bis zehn setzt. Doch hält sich Ahnen bislang bedeckt. Die Gewerkschaft GEW fordert bis zur zehnten Klasse eine Schule für alle.

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