Nachsitzen wegen Agovic

TRIER/KOBLENZ. (dpa) Der Ausbruch des verurteilten Mörders Muhamed Agovic aus dem Gefängnis in Trier hat nach fast vier Jahren für das Land Rheinland-Pfalz ein gerichtliches Nachspiel.

Das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) entscheidet am heutigen Mittwoch über Schmerzensgeldansprüche von zwei überfallenen Justizvollzugsbeamten. In dem Urteil geht es um die Höhe der Ansprüche, wie eine Sprecherin des OLG am Dienstag mitteilte. Bereits im Januar hatten die Richter entschieden, dass das Land grundsätzlich verantwortlich sei für die geltend gemachten Schäden nach dem Agovic-Ausbruch vom Dezember 2000. Zu klären blieben allerdings die genauen gesundheitlichen Folgen der Geiselnahme. Untersuchen ließen die Richter auch, ob und in welchem Ausmaß die Kläger selbst mitschuldig sind an der Flucht - wegen einer möglicherweise unzureichenden Kontrolle Agovics. Den Streitwert gab das OLG mit 62 000 Euro an. Ein Sprecher des Justizministeriums teilte mit, dass einer der klagenden Vollzugsbeamten wegen Dienstunfähigkeit inzwischen in den Ruhestand versetzt worden sei. Der andere Mann arbeite wieder.Nervenzusammenbruch und Magenkrämpfe

Die beiden Männer waren von Agovic nach einem Hofgang mit einem geladenen Revolver auf den Boden gezwungen worden. Die Waffe hatte er von einer später wegen Fluchthilfe verurteilten Gefängniswärterin. Agovic feuerte damals einen Schuss ab. Die beiden Beamten erlitten Nervenzusammenbrüche und Magenkrämpfe, wie sie bereits in dem Prozess gegen die Kollegin und Fluchthelferin berichtet hatten. Das OLG hatte in einer Berufungsverhandlung im Januar eine frühere Entscheidung des Landgerichts Trier gekippt, das die Klage der Männer abgewiesen hatte. Im Strafprozess hatte das Gericht allerdings den allgemeinen Mangel an Sicherheit und Organisation in dem Trierer Gefängnis kritisiert. Das Land hatte nach dem Ausbruch unter anderem die Gefängnisleitung ausgewechselt, neue Zäune installieren und Betriebsabläufe verbessern lassen. Agovic war bis zum Frühjahr 2002 auf der Flucht, wurde aber in seiner Heimat Montenegro festgenommen, wo er nach Angaben der Staatsanwaltschaft derzeit im Gefängnis sitzt.

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