Nachspiel für den "Kammer-Retter"?

In der größten Krise der Handwerkskammer Trier (HWK) nach dem Subventionsbetrug in ihrem Umweltzentrum wechselte der langjährige Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz, Karl-Jürgen Wilbert, vom Rhein an die Mosel. Er sollte das Trierer "HWK-Schiff" wieder flott machen. Seine Ideen und Autorität waren gefragt, doch das Intermezzo könnte nun ein Nachspiel für ihn haben.

Koblenz/Trier. Vor rund einem Jahr verabschiedete sich der langjährige Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer als Chef in Koblenz und trat als Berater in Trier eine neue Aufgabe an. In zwei Wochen könnte Karl-Jürgen Wilbert nun seinem Koblenzer Nachfolger Alexander Baden vor dem Arbeitsgericht gegenüberstehen. Es geht um eine sehr persönliche Personalentscheidung - und um den Balkan.

Denn der neue Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz hat dem Sohn seines Vorgängers die fristlose Kündigung ausgesprochen. Wilberts Sohn ist bei der Ost-West GmbH der Handwerkskammer in Koblenz angestellt, die sich seit Jahren um Kontakte mit der Wirtschaft in Osteuropa bemüht. Dieser zunächst rein arbeitsrechtliche Vorgang beschäftigt seit wenigen Tagen auch den Vorstand der Kammer - weil der frühere Hauptgeschäftsführer Wilbert an den Vorkommnissen beteiligt gewesen sein soll, die zu der Kündigung führten. Und weil er wohl als Zeuge gefragt ist, falls das Verfahren vor dem Arbeitsgericht streitig ausgetragen wird.

In Koblenz wurde die Kammer erst durch eine Anfrage aus Trier aufmerksam. Als Manfred Bitter als neuer Hauptgeschäftsführer die Geschäfte in Trier übernahm, kamen auch die Initiativen des Interims-Beraters Wilbert auf den Tisch. "In einem der ersten Gespräche mit Manfred Bitter haben wir uns auch über die Ost-West-Kontakte unterhalten, die Wilbert hier gepflegt hat, und kamen zur Überzeugung, dass wir uns nicht verzetteln sollten", sagte Triers Präsident Rudi Müller dem TV. Kurz darauf setzte Bitter sich mit seinem Kollegen in Verbindung - zur beiderseitigen Verblüffung. Die Folgen: Trier zog die Förderanträge zurück, und Koblenz sprach eine Kündigung aus. Denn in den von Wilbert forcierten Kontakten und Projekten wird nach Informationen der Koblenzer "Rhein-Zeitung" sein Sohn als Experte genannt, der jedoch noch gleichzeitig auf der Gehaltsliste der Ost-West GmbH stand. Bisweilen sei es um Volumina in Millionenhöhe gegangen, heißt es. Dem jeweiligen Projektleiter stehen dann Honorare nach EU-Richtlinien zu - für jeden Tag, den er vor Ort tätig wird. Diese Initiativen begründet Wilbert damit, dass die HWK nach seinem Ausscheiden kein Interesse mehr an dieser internationalen Tätigkeit und neuen Balkan-Projekten gehabt habe (was die Kammer Koblenz weit von sich weist - die Unternehmungen sollen uneingeschränkt fortgeführt werden). Hilfreich war dabei, dass Wilbert, mehrfacher Ehrendoktor und Professor der Universität in Plovdiv (Bulgarien), auch bulgarischer Honorarkonsul ist. Trotzdem scheiterten diese Bemühungen um neue Projekte bislang - mal in Mainz, mal im Umfeld des Entwicklungshilfeministeriums.

Gegenüber der Rhein-Zeitung äußerte Karl-Jürgen Wilbert: "Es ist kein materieller oder immaterieller Schaden entstanden, und ich habe mir auch moralisch keine Vorwürfe zu machen."

Wilbert steht dazu, dass er sich um Projekte auf dem Balkan bemüht hat. Dies sei auf Wunsch der Montenegriner und Moldawier geschehen. Und der Vorstand der HWK Trier habe ihn darum gebeten.

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