Nachwehen einer filmreifen Bruchlandung

BITBURG. Die spektakuläre Landung eines Kleinflugzeugs auf einem Porsche-Dach beförderte den Bitburger Flugplatz am Wochenende unfreiwillig in die Schlagzeilen. Der ungeplante Stunt könnte den Flugplatz-Betreiber in die Bredouille bringen. Denn der Eifel-Airport war nach TV-Informationen offiziell nicht für das Fahrer-Training gesperrt. Jetzt ermittelt die Landesluftfahrtbehörde.

Am übernächsten Wochenende soll auf dem Bitburger Flugplatz mal wieder richtig die Post abgehen: Zwei Tage lang wird das im Herbst 1994 von den Amerikanern verlassene Airbase-Gelände zum Eldorado für Piloten und flugbegeisterte Zuschauer. "Internationale Air Show Bitburg-Luxemburg" nennt sich die Veranstaltung, bei der unter anderem diverse Kunstflieger ihr Können unter Beweis stellen sollen. Eine Art Generalprobe gab's bereits am vergangenen Wochenende. Am Sonntagnachmittag um kurz nach fünf landete ein in der Nordeifel gestartetes Kleinflugzeug auf dem Dach eines fahrenden Porsche (TV vom 4. Juli). Kleiner Schönheitsfehler: Die spektakuläre Landung war nicht geplant und ging, abgesehen von einem ramponierten Porsche und einem demolierten Flugzeug, gut aus: Weder der aus Leverkusen stammende Pilot, noch der luxemburgische Autofahrer verletzten sich.Echte Vorwürfe und falsche Frequenzen

Wie aber konnte es überhaupt zu der filmreifen Bruchlandung kommen? Und wie kann es sein, dass ein Provinz-Flughafen gleichzeitig als Landepiste und Autoteststrecke freigegeben ist? Einige der offenen Fragen werden wohl nie endgültig geklärt werden können, weil Aussage gegen Aussage steht. Etwa die Frage nach dem Funk-Kontakt zwischen Tower und dem Piloten. Nach Angaben des 57-jährigen Leverkuseners, der mit seinem Messerschmitt-Nachbau an diesem Sonntagnachmittag von der Dahlemer Binz gestartet war, hatte er fünf Minuten vor der Landung Funk-Kontakt mit Bitburg. "Und ich bekam das Okay", behauptet der Hobby-Pilot gegenüber einer Kölner Zeitung. Genau das bestreitet Michael Billen, Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft Flugplatz Bitburg GmbH. "Der Pilot hat sich nicht angemeldet, und mit Bitburg ist auch nicht gefunkt worden." Möglicherweise habe der Mann ja die falsche Frequenz benutzt, mutmaßt Billen. Der Aufsichtsratschef sieht den Schwarzen Peter bei dem 57-jährigen Leverkusener, der die Landebahn auch von der falschen Seite angeflogen und sich zudem nicht vergewissert habe, ob die Piste frei sei. "Der kriegt den Pilotenschein abgenommen", ist sich Billen sicher. Ob sich die Prophezeihungen des wortgewaltigen Aufsichtsratschefs bewahrheiten, wird sich nach Abschluss der Ermittlungen von Polizei und Luftfahrtbehörde zeigen. Gehörige Probleme könnte jedenfalls auch die Betreibergesellschaft selbst bekommen. Denn nach TV-Informationen war der Bitburger Flughafen zum Zeitpunkt der Bruchlandung offiziell nicht gesperrt. Das bestätigte Gernot Keßler, Chef der Landesluftfahrtbehörde, auf Anfrage unserer Zeitung. Heißt im Klartext: Der Porsche hatte am Sonntagnachmittag auf der Rollbahn nichts verloren; auch ein Fahrsicherheitstraining hätte es dort nicht geben dürfen. Zwar hat die Landesluftfahrtbehörde prinzipiell gegen solche Veranstaltungen nichts einzuwenden. Nur müsse der Betreiber zuvor einen Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht stellen. Dann würden alle Piloten über ein spezielles Informationssystem darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Flugplatz X am Tag Y ganz oder teilweise gesperrt sei, sagt Keßler. Weil die Landesluftfahrtbehörde von dem Porsche-Training aber nichts wusste, war der Bitburger Flugplatz am vergangenen Sonntag von Piloten auch ganz normal anzufliegen - laut Flugplatz-Homepage von 11 bis 22 Uhr. Weil Bitburg nach Angaben von Experten ein so genannter unkontrollierter Flugplatz ist, ist ein Pilot für seine Manöver selbst verantwortlich, er benötigt also - anders als Aufsichtsratschef Billen behauptet - auch keine Landefreigabe. Dennoch sei es ungewöhnlich, sagen Insider, dass jemand ohne vorherigen Funk-Kontakt lande. "Entweder man sucht sich dann einen anderen Flugplatz. Oder man dreht erst einmal eine Runde über den Platz und schaut vor der Landung, ob unten alles okay ist." Heißt im Klartext: Eine gewisse Mitschuld dürfte der Leverkusener Pilot wohl haben. Und in Erklärungsnöte wird vermutlich auch die von den regionalen Kommunen dominierte Flugplatz GmbH kommen, auch wenn deren Aufsichtsratschef, der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen, meint, er sehe den Ermittlungen gelassen entgegen. Über die möglichen Konsequenzen will sich der Chef der Landesluftfahrtbehörde, Gernot Keßler, nicht äußern: "Wir prüfen die Sache." Ein Pilot, der den Eifel-Flugplatz bereits etliche Male angeflogen hat, zeigte sich indes im Gespräch mit unserer Zeitung "wenig überrascht" darüber, dass es "in Bitburg mal gekracht hat". "Der Vorfall war überfällig. Ich habe selbst sehr oft erlebt, dass der Flugbetriebsleiter per Funk nicht erreichbar war. Später hieß es dann, er sei im Gebäude unterwegs gewesen." Vorwürfe, die Aufsichtsratschef Billen als "Unsinn" zurückweist. "Wer sagt, dass wir ein Schlampenladen sind, soll halt dahin fliegen, wo kein Schlampenladen ist."

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