"Natürlich sind wir alle enttäuscht"

TRIER. Trauriges Ende einer bundesweit einmaligen Polizeiaktion: Die Suche nach den Leichenteilen einer Anfang Februar ermordeten Frau auf der Mülldeponie Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) ist gestern Nachmittag - nach fast drei Wochen - ergebnislos beendet worden.

Horst Roos zuckt mit den Schulter: "Ich habe auch keine Erklärung, warum wir nicht wenigstens eines der Pakete gefunden haben", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt. Gestern Mittag war Triers Chef-Ankläger selbst auf die Mertesdorfer Mülldeponie gefahren, um sich vor Ort ein Bild von der zu Ende gehenden Suchaktion zu machen. Und um den dutzenden Helfern von Polizei, Technischem Hilfswerk und Freiwilliger Feuerwehr für ihren "unermüdlichen Einsatz unter schwierigsten Bedingungen" zu danken. Es war eine Arbeit, wie sie schrecklicher kaum sein könnte: 18 Tage lang suchten die Einsatzkräfte auf der Mertesdorfer Deponie nach vier blauen Plastiktüten. Der Inhalt: Kopf und Gliedmaßen einer Anfang Februar erdrosselten 31-jährigen Frau. Ein Nachbar der im Trierer Stadtteil Mariahof wohnenden Ingenieurin hatte zuvor gestanden, die junge Frau wenige Tage vor ihrem 32. Geburtstag aus Verärgerung über ein abgesagtes Abendessen im gemeinsamen Waschkeller umgebracht, ihre Leiche zerstückelt und den Torso in die Mosel geworfen zu haben. Ein Spaziergänger fand den in eine blaue Plastikhülle eingewickelten Körper später am Mosel-Ufer unweit von Grevenmacher/Luxemburg. Kopf, Arme und Beine hatte der 38-jährige Malergeselle nach eigenen Angaben in blaue Plastiktüten gesteckt und in mehrere Trierer Müllcontainer geworfen. Anhand der unterschiedlichen Abfuhrzeiten der Container grenzten Mitarbeiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) schließlich ein 1000 Quadratmeter großes Terrain auf der Mertesdorfer Deponie ein.Aus geplanten zehn werden 18 Such-Tage

Dort, so die Vermutung der Experten, war der in Frage kommende Abfall gelandet. 3000 Kubikmeter Restmüll - etwa 150 Müllwagen-Ladungen - wurden von den mit weißen Schutzanzügen und Atemmasken bekleideten Helfern akribisch durchforstet. Im Anderthalb-Stundentakt wechselten sich die Einsatzkräfte ab, auch an den Wochenenden ließen sie nicht locker. Aus den ursprünglich angesetzten zehn Such-Tagen wurden schließlich 18. Und dennoch fanden die Einsatzkräfte nicht eine der vier blauen Plastiktüten. "Natürlich sind die Leute jetzt enttäuscht", sagt Triers Chef-Staatsanwalt Horst Roos, "aber jeder von ihnen hat mir auch gesagt, er würde es noch einmal machen". Dass der mutmaßliche Mörder den Ermittlern womöglich nicht die Wahrheit gesagt hat, glaubt Roos nicht. "Er hat doch auch die Tat gestanden. Da macht es doch keinen Sinn, bei den anderen Dingen zu lügen." Außerdem habe eine Zeugin gesehen, wie der 38-Jährige Tüten in einen Müllcontainer geworfen habe. Besonders tragisch: Die Eltern der getöteten jungen Frau wohnen in Mertesdorf unweit der Deponie, auf der die zeitweise über 80 Einsatzkräfte nach den Leichenteilen suchten. Die 31-Jährige wird morgen in ihrem Heimatort beigesetzt.

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