"Nein, Angst hatte ich nicht"

HERMESKEIL. (ax) Nach der Festnahme des mutmaßlichen Elektromesser-Mörders von Lebach berichtet ein Augenzeuge im TV-Gespräch, wie er den von der Polizei gesuchten Ulrich L. am Dienstag in einem Waldstück bei Hermeskeil in offensichtlich verwirrtem Zustand entdeckt hat. Der 45-Jährige soll am Samstag seine 74-jährige Mutter in der gemeinsamen Wohnung getötet haben.

"Nein, Angst hatte ich nicht. Der Mann hat absolut nicht den Eindruck gemacht, als könne er gefährlich werden." Das sagt der Hermeskeiler Timo Fuchs, der am Fastnachtsdienstag einem mutmaßlichen Mörder begegnet ist. Fuchs und seiner Lebensgefährtin war bei einem Spaziergang in einem Waldstück zwischen Hermeskeil und Geisfeld ein Mann aufgefallen, der auf einer kleinen Lichtung zusammengekauert in der Sonne lag. Zusammen mit zwei anderen Spaziergängern sprach er den Mann an. "Wir haben ihn gefragt, was er da macht, und er hat uns geantwortet, er sei krank und habe Gleichgewichtsstörungen", erzählt Fuchs, auf den Ulrich L. von Anfang an einen verwirrten Eindruck machte. Als er mir sagte, er komme aus dem Raum Saarlouis, habe ich deshalb auch gedacht, er sei vielleicht aus der psychiatrischen Klinik in Merzig getürmt", berichtet Fuchs weiter. Auf Fuchs' Frage, ob er jemanden benachrichtigen solle, habe Ulrich L. zwar geantwortet, er lebe mit seiner Mutter zusammen. Eine Telefonnummer konnte oder wollte er aber nicht sagen. "Deshalb habe ich ihn gefragt, ob ich die Polizei oder einen Krankenwagen rufen soll", sagt der Hermeskeiler Zeuge. Dar-aufhin habe Ulrich L. nur gemeint: "Ja, das sollten wir tun." Dass er einen Mordverdächtigen entdeckt hatte, erfuhr Fuchs erst am Dienstagabend in den Nachrichten. "Ich habe ja von dieser Geschichte in Lebach nichts gewusst", sagt Fuchs, der beim Eintreffen der Rettungskräfte seinen Spaziergang fortsetzte. Erst einem der Sanitäter war aufgefallen, dass er einen Mann versorgte, den die saarländische Polizei zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Das Einzige, was ihn stutzig gemacht hätte, berichtet Fuchs, seien die blutverschmierten und verdreckten Hände des Mannes gewesen, die Ullrich L. während des Gesprächs zu verdecken versuchte. "Ich bin aber davon ausgegangen, dass er irgendwo im Wald hingefallen ist", sagt der Augenzeuge. Franz Petry, stellvertretender Leiter der Hermeskeiler Polizei, bestätigt dem TV, dass Ulrich L. bei seinem Auffinden "Wunden an den Händen" hatte, sagt aber nicht, wo diese herrühren. Petry geht davon aus, dass der mutmaßliche Mörder bereits mehrere Tage durch den Wald geirrt war und weder Flüssigkeit noch Nahrung zu sich genommen hatte. "Als er gefunden und festgenommen wurde, war der Verdächtige schon stark dehydriert", sagt Petry. Sein Fluchtauto, einen blauen Opel Astra, hatten die Beamten kurze Zeit nach der Festnahme in zirka 500 Meter Entfernung gefunden. Der mutmaßliche Täter wurde gestern in die Forensik eingeliefert. Das hat der Saarbrücker Haftrichter angeordnet. Gestern haben Beamte der Kriminal-Sonderkommission Saarlouis die Vernehmung von Ullrich L. fortgesetzt. Der 45-jährige Frührentner wird beschuldigt, am Samstag in Lebach seine 74-jährige Mutter mit Schlägen und Stichen getötet zu haben, wobei nach Angaben der Polizei ein am Tatort gefundenes Elektromesser als Tatwaffe in Betracht kommt.

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