Neue Technik, mehr Müll

TRIER. Die Pläne des lothringischen KernkraftwerksCattenom an der Obermosel lassen die Atomdebatte wieder aufflammen. Die Betreiber wollen eine neue Technik erproben, Umweltschützer und Moselanrainer befürchten eine stärkere Strahlen-Belastung der Mosel.

Aus Sicht der Kraftwerksbetreiber von Cattenom, der Electricité de France (EDF), gibt es keinen Grund für den derzeitigen Wirbel um den zweitgrößten Reaktor der Welt. Sie wollen mit der für nächstes Jahr ohnehin fälligen Nachgenehmigung der Einleitungen in die Mosel und in die Luft eine neue Technik einführen: Die atomaren Brennstäbe sollen schneller abbrennen und damit mehr leisten. Knackpunkt dabei ist aber: Bei dieser Technik werden mehr Schwermetalle und radioaktives Tritium in die ohnehin schon belastete Mosel geleitet. Um ein Viertel soll die Einleitung erhöht werden, heißt es. Grund genug für die Atomkraftgegner, erneut Front gegen das umstrittene Kraftwerk zu machen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) im Saarland warnt vor einer Vergiftung der Mosel und befürchtet, dass das Kraftwerk mit der neuen Technik an der "kritischen Grenze" gefahren werde. Für die grüne Europaabgeordnete Hiltrud Breyer ist das ganze Verfahren und die Nicht-Reaktion aus Mainz "skandalös". Auch dass es auf deutscher Seite kein Planoffenlegungsverfahren gibt, hält sie für ein Unding.Auf bislang wenig bis gar keinen Protest stoßen die Pläne allerdings bei den Atomgegnern von Greenpeace. Die Luxemburger Gruppe hat nach eigenem Bekunden noch nicht einmal das Dossier gelesen. Und bei den deutschen Umweltaktivisten löste das Vorhaben bislang kaum Reaktion aus, außer der Warnung davor, dass die Mosel "umkippen" könnte. Das mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass man sich schwer tut, die genaue Gefährdung zu definieren. In Deutschland existieren nämlich keine verbindlichen Grenzwerte für die Einleitung radioaktiver Abfallstoffe in Gewässer. Das hängt von der Lage und der Stärke der jeweiligen Kraftwerke ab. Insofern legen sich selbst die Kritiker derzeit nicht fest, ob die geplante Erhöhung der Mosel-Einleitung gegen deutsche Grenzwerte verstoße. Zumal es auch Experten gibt, die behaupten, selbst bei höheren Einleitungen liege Cattenom noch unter den Werten vergleichbarer deutscher Kraftwerke. Doch die EDF trägt auch nicht dazu bei, die Verwirrung aufzulösen. Zu dem Planungsverfahren wolle man sich nicht äußern, heißt es aus Paris.

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