Neue Verwirrung um Schadstoffe in Fischen

Drei Staaten, zwei Bundesländer, viele Meinungen: Die jüngste Verzehrwarnung des saarländischen Umweltministeriums vor Saarfischen wirft auf rheinland-pfälzischer Seite etliche Fragen auf. Der Anglerverband fordert ein grenzüberschreitend abgestimmtes Vorgehen.

Trier/Saarbrücken/Mainz. Seit zwei Wochen läuft im Saarland eine Diskussion über die Wasser- und Fischqualität in der Saar. Auslöser war die Verzehrwarnung des saarländischen Umweltministeriums für Fische aus dem saarländischen Teil des Flusses ab der Staustufe Saarbrücken-Burbach. Grund: deutlich erhöhte Messwerte von giftigen Dioxinen und PCB (Polychlorierte Biphenyle, der TV berichtete).

In dieser Woche legte das Ministerium nach und nannte PCB-haltige Trafo- und Hydraulik-Öle aus dem Bergbau als Verursacher. Dagegen wehrt sich die RAG Aktiengesellschaft als Bergwerksbetreiberin: Der Bergbau sei seit mehr als 20 Jahren PCB-frei.

Für die rheinland-pfälzische Landesregierung ist der Fall klar: "Das ist ein saarländisches Problem. Wir haben keinen Bergbau", sagt Stefanie Mittenzwei, Pressesprecherin des Umweltministeriums in Mainz, auf TV-Anfrage. Zwar fließe die Saar auch nach Rheinland-Pfalz und bei Konz in die Mosel. Aber: "Aufgrund der Barrieren im Fluss kommen die Fische nicht durch." Mögliche ins Wasser eingeleitete Schadstoffe würden sich im Flussverlauf verteilen.

In Rheinland-Pfalz gelte weiterhin das im April auf Basis eigener Messungen verfasste Merkblatt für Angler. An Saarfischen empfiehlt es maximal sechs Portionen à 200 Gramm Rotauge, eine Portion Wels und acht Portionen Barsch pro Monat. Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg erklärt sich für nicht zuständig, "da in unserem Gebiet keine Saarfische gewerblich zum Verkauf angeboten werden".

Forderungskatalog der Anglerverbände



Georg Ohs aus Schoden (Kreis Trier-Saarburg) ist Präsident des Deutschen Anglerverbands, Landesverband Rheinland-Pfalz. Er verweist auf den gemeinsamen Forderungskatalog von 2009 mit dem Verband in Luxemburg und den Freizeitfischer-Organisationen. Hauptpunkte: gemeinsame Messungen aller Fluss-Anrainer-Staaten, Abstimmung mit den Fachverbänden, allgemein verbindliche Entscheidungen.

"Warum das Saarland plötzlich neue Erkenntnisse im Vergleich zu früheren Messungen hat und wie sie zustande kommen, wissen wir nicht", sagt Ohs, der die Internationale Kommission zum Schutz der Mosel und Saar (IKSMS) Frankreich, Luxemburg und Deutschland mit Sitz in Trier am Zug sieht.

"Wir sind für den Verzehr der Fische nicht zuständig", erklärt IKSMS-Geschäftsführer Daniel Assfeld. Allerdings seien Fische ein Indikator für Wasserqualität, mit der sich eine Arbeitsgruppe befasse. Die konkrete Umweltpolitik der Staaten weiche mitunter voneinander ab: "Es wäre schön, wenn sich alle einig wären."

Meinung

Verunsicherung schnell beenden

Mit den jüngsten Fischwerten aus dem Saarland und ihrer Deutung setzt sich eine jahrelange Reihe verwirrender und teilweise widersprüchlicher Messungen, Empfehlungen und Verbote in der Großregion fort. Das saarländische Umweltministerium lehnt sich mit der These, der Bergbau sei der Verursacher, weit aus dem Fenster. Mainz duckt sich mit fragwürdigen Begründungen komplett weg. Fische und Flusswasser machen aber nicht an Landesgrenzen halt. Über Schleusen und Fischtreppen kommt es zum Austausch. Es wird höchste Zeit, dass sich alle Verantwortlichen grenzüberschreitend vernünftig abstimmen, statt sich gegenseitig und die Öffentlichkeit mit immer neuen Zahlen und deren Interpretation von "unbedenklich" bis "hochgiftig" zu torpedieren. m.hormes@volksfreund.de

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