Niemand hat etwas gemerkt

GEROLSTEIN. Fassungslosigkeit und Schrecken bei den Bewohnern der Gerolsteiner Altstadt: Am Donnerstagabend geschah in der Mühlenstraße ein Verbrechen. Der 54-jährige Georg K. wurde in seiner Wohnung erstochen aufgefunden.

Vermieter Heinz Merkelbach hatte den Toten am Donnerstagabend gegen 22 Uhr entdeckt. Ein paar Stunden zuvor war Merkelbach durch Glasscherben im Hinterhof des Mietshauses in der Mühlenstraße auf ein zerbrochenes Fenster in der Wohnung des Toten aufmerksam geworden. Merkelbach klingelte daraufhin zwei Mal an der Tür des Mieters, doch niemand öffnete. "Ich dachte, er ist vielleicht arbeiten", sagt Merkelbach dem TV . Als er wenig später gemeinsam mit seiner Frau zurückkehrte und Licht in der Wohnung von Georg K. sah, schellte er noch einmal. Wieder rührte sich nichts. "Da kam mir die Sache dann doch komisch vor", erzählt der Vermieter. Er klingelte bei einem anderen Hausbewohner, um gemeinsam mit ihm in der im ersten Stock gelegenen Wohnung nach dem Rechten zu sehen. Der 54-jährige Georg K. lag tot auf seinem Bett, "nicht der Länge nach", sagt Merkelbach, "sondern quer". Alles sei voller Blut gewesen, erzählt der Vermieter, die grauen Haare K.s hätten ganz dunkel geglänzt. Merkelbach rief die Polizei. Die Kriminaltechniker, die die Leiche nach Spuren untersuchten, berichten: "Besonders im Kopfbereich waren starke Verletzungen, die K. wahrscheinlich mit einem Messer oder einem anderen spitzen Gegenstand zugefügt wurden". Die Tatwaffe wurde in der Wohnung und näheren Umgebung nicht gefunden. Der Vermieter meint kopfschüttelnd: "Das Zimmer hat fürchterlich ausgesehen, alles durcheinander und alles durchwühlt." Die Kriminaltechniker, die auch gestern noch den ganzen Tag den Tatort untersuchten, gehen von einem Gerangel zwischen Georg K. und dem mutmaßlichen Täter aus. Der Vermieter ist immer noch geschockt

"Ich bin immer noch geschockt", meint Vermieter Merkelbach im Gespräch mit unserer Zeitung. Über Georg K. weiß er so gut wie nichts. "Er ist erst vor vier, fünf Monaten hier eingezogen. Als ich ihn vor ein paar Tagen das letzte Mal getroffen habe, erzählte er mir, er sei jetzt in einem Altenheim beschäftigt." Wo Georg K. vor seinem Umzug in die Mühlenstraße wohnte, weiß Merkelbach nicht. Eine unmittelbare Nachbarin beschreibt K. als "ruhig und sehr freundlich", der stets gegrüßt habe. Sie habe "absolut nichts von der Sache" mitbekommen. Spürbar erschrocken und fassungslos reagiert Nachbar Mark Koch auf die TV -Nachfrage. Sein Wohnzimmer liegt Luftlinie fünf Meter vom Tatort entfernt, getrennt von zwei Hausaußenwänden und einer Treppe. Kopfschüttelnd sagt er: "Das kann doch nicht sein, ich war zu Hause und habe ferngesehen." Es sieht aus, als wolle er sich selbst beruhigen, als er die Schultern immer wieder hebt und erklärt: "Aber das sind ja auch mächtig dicke Wände in den 100 Jahre alten Häusern." Die Kriminaltechniker haben die Haustür zu K.s Wohnung am Freitagabend erneut versiegelt. Die Spurensucher der Trierer Kripo rechnen damit, dass ihre Untersuchungen erst in einigen Tagen abgeschlossen sein werden.

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