"Noch ist die NPD nicht weg"

GONZERATH. Die Gemeinde Morbach hat von ihrem Rückkaufrecht für die ehemalige Schule in Gonzerath Gebrauch gemacht. Das war während der Gründungsversammlung der Initiative "Gonzerath gegen Rechts" bekannt geworden. Die Immobilie war in den vergangenen Wochen und Monaten in die Schlagzeilen geraten, weil sie von der NPD als Schulungszentrum genutzt wird.

 Sind die Tage des NPD-Schulungszentrums in Gonzerath gezählt? TV-Foto: Ilse Rosenschild

Sind die Tage des NPD-Schulungszentrums in Gonzerath gezählt? TV-Foto: Ilse Rosenschild

Die Überraschung war perfekt. "Die Gemeinde Morbach ist seit dem heutigen Tage wieder Eigentümerin der ehemaligen Schule in Gonzerath." Mit dieser kleinen Sensation platzte Bürgermeister Gregor Eibes mitten in die Gründungsversammlung der Bürgerinitiative "Gonzerath gegen Rechts". 90 Anwesende spendeten begeistert Beifall. Die Gemeinde Morbach, Kreis Bernkastel-Wittlich, habe von ihrem Rückkaufrecht Gebrauch gemacht, schilderte das Gemeindeoberhaupt weiter.Vertragspassus macht's möglich

Ermöglicht worden sei das durch einen Passus im Vertrag, in dem sich der Käufer, ein Geschäftsmann, 2001 verpflichtet habe, ein bezugsfertiges Wohn- und Bürogebäude zu errichten. Dazu kam es allerdings nicht. Die Frist für den Bau war im Januar dieses Jahres abgelaufen.

Damit hat die Kommune nach Angaben von Eibes eine Handhabe gegen den Mann, der sich offenbar rächen wollte, weil ihm sein bissiger Hund abgenommen worden war. Seit Freitag sei die Gemeinde im Grundbuch als Eigentümerin eingetragen, informierte Eibes weiter. Der Unternehmer habe eine Aufforderung bekommen, das Gebäude bis zum 16. April zu räumen. Wie dieser und die NPD reagieren, von der das Gebäude genutzt werde, bleibe abzuwarten. Weitere Angaben machte der Bürgermeister nicht.

Eibes appellierte allerdings an die Adresse der neuen Bürgerinitiative, sich weiterhin zu engagieren. Denn auf Aktivitäten der NPD nur anlassbezogen zu reagieren, würde der rechtsextremen Gruppierung entgegenkommen. Eibes sprach zudem an, dass er und andere Vertreter der Gemeinde in der Kritik gestanden hatten, weil sie an einer Diskussionsveranstaltung nach der Massendemonstration Anfang März nicht teilgenommen hatten. Doch hätte man über einen möglichen Rückkauf damals öffentlich diskutiert, hätte man diesen womöglich gefährdet, argumentierte er.

Die Männer und Frauen um Judith Linn, der Sprecherin der neuen Gruppierung, reagierten erleichtert. "Wir sind total froh, wenn der Spuk hier demnächst zu Ende ist", sagte die Gonzeratherin dem TV. Ans Aufhören denke man nicht. Die Bürgerinitiative will beispielsweise auch an Schulen über die Gefahren des Rechtsextremismus' aufklären. Das sei ja ohnehin unabhängig von der Existenz des Schulungszentrums, versicherte Linn. Und "noch ist die NPD nicht weg", warnte Mitstreiterin Christina Schulz. Auch dem guten Ruf des Orts galt und gilt die Sorge der Gonzerather. Das NPD-Zentrum mache den Ort unattraktiver für Hausbauer und Touristen, sorgt sich Frank Klein. Doch in der Hinsicht beruhigte Eibes den Chef des örtlichen Supermarkts. Gonzerath sei nicht als "Nazi-Dorf" bekannt geworden, sondern als Dorf, das sich geschlossen gegen die NPD gestellt habe.

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