Nur noch einige kleine Stolpersteine

TRIER. Kirche hilft Kirche: Die Waldbreitbacher Marienhaus GmbH will die finanziell angeschlagene Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt) übernehmen. Eine Einigung der beiden katholischen Gesundheitskonzerne steht kurz bevor.

 Die ctt-Zentrale: Wahrscheinlich hat hier demnächst die Marienhaus GmbH das Sagen.Foto: TV -Archiv/F. Vetter

Die ctt-Zentrale: Wahrscheinlich hat hier demnächst die Marienhaus GmbH das Sagen.Foto: TV -Archiv/F. Vetter

Auf den letzten Metern vor dem Ziel ist den Akteuren ihre Nervosität deutlich anzumerken. In den Schaltzentralen von Marienhaus GmbH, ctt und Trierer Generalvikariat herrscht eisernes Schweigen, wenn nach der angeblich unmittelbar bevorstehenden Kooperation zwischen den beiden rheinland-pfälzischen Gesundheitskonzernen gefragt wird. "Kein Kommentar", lautet unisono die Auskunft in allen drei Einrichtungen. Die Verschwiegenheit ist verständlich. Allen Akteuren ist noch das vergangene Jahr in Erinnerung, als der ctt mit der Kölner Josefsgesellschaft schon einmal ein potenzieller Kooperationspartner in letzter Sekunde von der Schippe sprang - zu einem Zeitpunkt, als jeder davon ausging, die Sache sei unter Dach und Fach. Streng vertraulicher Übernahme-Plan

Ein ähnliches Last-minute-Debakel soll dieses Mal auf jeden Fall vermieden werden. Doch die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: Nach monatelangen Gesprächen und Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stehen einer Übernahme der ctt durch die Westerwälder Marienhaus GmbH allenfalls noch ein paar kleine Stolpersteine im Weg. Mit den Gläubigerbanken der ctt müsse noch einmal gesprochen werden, heißt es hinter vorgehaltener Hand, und auch das Trierer Bistum müsse noch "einen kleinen Beitrag leisten". Die Chancen, dass die noch offenen Fragen in den nächsten Tagen geklärt werden, stehen offenbar gut: "Zu 80 bis 90 Prozent ist das Ding gelaufen", sagt ein Insider. Für den wahrscheinlichen Fall der Fälle hat die Marienhaus GmbH, schon heute der bundesweit größte katholische Träger sozialer Einrichtungen, einen detaillierten Übernahmeplan ausgearbeitet. Das streng vertrauliche Konzept sieht vor, die Trierer Trägergesellschaft mit ihren 38 vorwiegend in Rheinland-Pfalz und dem Saarland beheimateten Einrichtungen (Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Altenzentren, Mutter-Kind-Heime) zunächst zu erhalten. Trotzdem soll über Kooperationen und möglicherweise auch Betriebsführungsverträge mit privaten Trägern nachgedacht werden. Dies beträfe nach TV -Informationen die ctt-Fachkliniken in Illingen, Weiskirchen, Bad Bergzabern, Bad Kreuznach und Bad Soden. Auch mit anderen katholischen Trägern will die Marienhaus GmbH nach einer Übernahme verhandeln. Steigen die Waldbreitbacher Franziskanerinnen bei der ctt ein, sind erhebliche personelle Konsequenzen zu erwarten: Die beiden ctt-Vorstände Peter Schuh und Dirk Wummel müssten wohl gehen, und auch der sechsköpfige Aufsichtsrat würde "neu strukturiert", wie es sibyllinisch heißt. Wegen des sich in absehbarer Zukunft drehenden Personalkarussells sollen Schuh und Wummel von der in Kirchenkreisen als "freundliche Übernahme" bezeichneten Kooperation auch "nicht gerade begeistert sein", behaupten Insider. ctt-Chef Schuh bestätigte diese Woche dem TV , dass er gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen an einem eigenen Konzept arbeite, um die Trierer Trägergesellschaft zu sanieren. Doch wie es aussieht, scheint dieses Konzept niemanden mehr zu interessieren. "Die Entscheidung", heißt es, "fällt auf anderer Ebene." Einer sagt zum Thema ctt/Marienhaus schließlich doch noch etwas - der Frankfurter Unternehmensberater Dirk Pfeil. Ihn haben die Banken der ctt als Verhandlungsführer "empfohlen", so die offizielle Sprachregelung. Gemeint ist aber wohl: aufs Auge gedrückt. Pfeil bestätigte am Freitag dem TV , dass derzeit "Gespräche ausschließlich mit den Waldbreitbacher Schwestern geführt" würden und man "nicht weit entfernt von einer Lösung" sei. Seine Prognose dürfte Mitarbeiter und Patienten der ctt beruhigen: "Keine Einrichtung ist in ihrer Substanz gefährdet."

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