Panik ist übertrieben

Patienten und Ärzte sind verunsichert: Wie groß ist die Gefahr durch das Bakterium Clostridium difficile? Ein Experte warnt vor Panik. Die Ausbreitung des Keims könne eingedämmt werden.

Trier. Das Telefon bei Ernst Kühnen steht nicht mehr still. Seit Tagen ist der Leiter des ärztlichen Labors in Trier dabei, Ärzte und Patienten zu beruhigen - aber auch zu sensibilisieren. Es bestehe auch nach dem Tod der 85-Jährigen, die nach einer durch den Keim Clostridium difficile ausgelösten Darminfektion am Dienstag gestorben ist, kein Grund zur Panik. Viele Patienten sind verunsichert. Jeder noch so harmlose Durchfall löst bei ihnen Angst aus. Das sei übertrieben, sagt Kühnen, der mit seinen Mitarbeitern die Laboruntersuchungen für Ärzte und Krankenhäuser macht. Andererseits kann er keine wirkliche Entwarnung geben. Seit drei Jahren beobachtet er eine deutliche Zunahme von aggressiver werdenden Clostridium-Keimen. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch der neue Stamm bei uns nachgewiesen wird." Im April war es soweit. Bei einem Patienten in Trier wurde die aggressive Variante des an sich harmlosen Keims nachgewiesen - eingeschleppt aus einem der Nachbarländer. Auch in Luxemburg gab es erste Fälle. Betroffen sind vor allem ältere Menschen mit einer Darm- oder Magenerkrankung. Es ist davon auszugehen, dass bei den drei derzeit isoliert in einem Trierer Krankenhaus behandelten Patienten auch der neue Stamm für die schwere Darmerkrankung zuständig ist. Laut Kühnen ist es daher wichtig, dass in Krankenhäusern generell Patienten mit wässrigen Durchfällen auf den gefährlichen Keim untersucht werden und dass bei diesen Patienten nach Möglichkeit die Antibiotika-Behandlung begrenzt wird. Antibiotika zerstört nämlich die natürliche Darmflora und ermöglicht so den Clostridium-Keimen sich auszubreiten. Nächste Woche werden Experten des für Gesundheitsfragen zuständigen Robert-Koch-Instituts nach Trier kommen und die genaue Todesursache der 85-Jährigen sowie die Umstände der Erkrankungen der drei anderen Patienten untersuchen. Das Trierer Gesundheitsamt hat eine Hotline geschaltet, bei der sich besorgte Bürger über den Keim und seine Folgen informieren können: 0651/715555 (von 8 bis 16 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr).

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