Paulinus-Verlag für einen Euro im Angebot

TRIER. Dicke Luft beim Paulinus-Verlag: Vier Jahre nach der letzten Umstrukturierung soll das bistumseigene Trierer Medienunternehmen, in dem unter anderem die gleichnamige Wochenzeitung produziert wird, erneut umorganisiert werden. Die Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. "Ohne Grund", sagt der Geschäftsführer.

 Zoff hinter den Kulissen: Das Bistum Trier will den Paulinus-Verlag erneut umstrukturieren.Foto: Hans Krämer

Zoff hinter den Kulissen: Das Bistum Trier will den Paulinus-Verlag erneut umstrukturieren.Foto: Hans Krämer

Glaubt man Geschäftsführer Thomas Juncker, geht im Paulinus-Verlag alles seinen gewohnten Gang. Das Unternehmen laufe "wunderbar", schwärmt der Theologe, "wir stellen sogar Personal ein", und "spätestens übernächstes Jahr schreiben wir schwarze Zahlen". Haus- und Hof-Verlag des Bischofs

Klingt so, als sei der Haus- und Hof-Verlag des Trierer Bischofs Reinhard Marx nach Jahren des wirtschaftlichen Siechtums, das das Unternehmen nur dank jährlich mehrerer 100 000 Euro vom Bistum überlebte, endlich auf dem Weg der finanziellen Genesung. "Wir sind weit über Plan", sagt Juncker. Trotz der Optimismus-Bekundungen ihres Chefs ist den 44 Mitarbeitern im Paulinus-Gebäude in der Maximineracht derzeit nicht zum Jubeln zumute. Der Grund: Die Redakteure, Anzeigenaquisiteure und Vertriebsangestellten müssen sich darauf einstellen, dass für sie ab 1. Januar nächsten Jahres ein neuer Wind weht. Das wurde den Paulinus-Beschäftigten nach TV-Informationen unlängst in einer Betriebsversammlung angekündigt. "Noch ist nichts geplant", wiegelt Geschäftsführer und Leitender Ordinariatsrat Thomas Juncker ab, "wir diskutieren nur, ob und inwieweit der Paulinus-Verlag in den Organisationsentwicklungs-Prozess des Generalvikariats eingebunden wird." Wahr ist an Junckers Aussage, dass eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Paulinus-Verlags noch nicht gefallen ist. Doch die Umstrukturierungspläne sind weitaus konkreter, als der Kirchenmann Glauben macht. Das jedenfalls geht aus dem TV vorliegenden internen Unterlagen hervor. Danach sollen die derzeit noch beim Paulinus-Verlag angestellten zehn Redakteure und Redaktionsassistentinnen schon ab 1. Januar 2006 zum Bistum wechseln. Parallel dazu will das Bistum seine Anteile am Paulinus-Verlag für einen Euro an die Verwaltungs- und Management-Gesellschaft (VMG) verkaufen. In der Paulinus-Druckerei-Nachfolgegesellschaft VMG sind das Trierer Bistum und der bischöfliche Stuhl zwar alleinige Gesellschafter. Trotzdem ist die VMG nach eigenem Selbstverständnis keine kirchliche Einrichtung. Nachteile für die Mitarbeiter: Der Arbeitgeber führt für die Beschäftigten keine Beiträge in die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK) ab, eine Mitarbeitervertretung gibt es nicht, und die kirchliche Grundordnung gilt nicht. Alles Punkte, die den verbleibenden Paulinus-Angestellten übel aufstoßen dürften. Öffentlich sagen will das allerdings niemand. Selbst Paulinus-Mitarbeiter-Vertreter Michael Nahe verweist auf den Donnerstag nächster Woche: "Vorher kein Wort." Am 17. November wollen die vom Bischof in die Paulinus-Gesellschafterversammlung entsandten Georg Holkenbrink (Generalvikar), Ordinariatsdirektor Stephan Wahl (Hauptabteilungsleiter Medien) und Bernd Franken (Finanzchef des Bistums) über die Zukunft des katholischen Verlags entscheiden. "Arbeitsplätze sind sicher"

Medien-Chef und Fernseh-Pfarrer Wahl gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den geplanten Umstrukturierungsprozess. Sein Einfluss auf die bistumseigene Wochenzeitung Paulinus (Auflage: 48 000) wird deutlich zunehmen, wenn die Redakteure künftig direkt seiner Abteilung unterstellt sind. Ob der Paulinus-Verlag dem Bistum künftig die Kosten etwa für Vertrieb und Anzeigenakquise in Rechnung stellt oder das Bistum dem Verlag alle Werbe- und Vertriebsrechte abtritt, ist noch unklar. Darüber wollen die obersten Kirchenmänner erst nächste Woche entscheiden. Selbst Paulinus-Geschäftsführer Juncker soll den Plänen des Trios nach TV-Informationen skeptisch gegenüber eingestellt sein, weil eine Trennung Redaktion/Verlag die Kosten für die Zeitungsproduktion deutlich erhöhe. Beruhigungspillen an die Mitarbeiter verteilen aber sowohl Juncker, als auch Wahl: "Kein Paulinus-Mitarbeiter muss Angst um seinen Job haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort