Pest oder Cholera

WEISKIRCHEN. Die Caritas Trägergesellschaft Trier (CTT) streicht in ihren saarländischen Fachkliniken Weiskirchen und Illingen jeden zehnten Arbeitsplatz. Damit habe die Schließung der beiden Häuser verhindert werden können, sagt CTT-Vorstandschef Thomas Thiel.

Jürgen Müller, oberster CTT-Mitarbeitervertreter, schaut noch etwas geknickt drein. Kurz zuvor haben Müller, sein Kollege Ulrich Hendricks und CTT-Vorstandschef Thomas Thiel den rund 560 Beschäftigten in Weiskirchen und Illingen die schlechte Botschaft überbracht. 83 Mitarbeiter werden, sofern sie nicht ohnehin über einen demnächst auslaufenden befristeten Arbeitsvertrag verfügen, in den nächsten Tagen ihre Kündigung erhalten. Die Gesamtmitarbeitervertretung des katholischen Gesundheitskonzerns hat der Kündigungswelle zugestimmt, um zu verhindern, dass die beiden saarländischen Reha-Kliniken komplett dicht gemacht werden. "Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera", beschreibt Müller die Zwickmühle, in der die Mitarbeitervertreter stecken. Schlechte Botschaften zu überbringen, sind die Arbeitnehmervertreter schon seit den Zeiten des einst allmächtigen CTT-Bosses Hans-Joachim Doerfert gewohnt. Auch dessen von Triers Alt-Bischof Spital entsandten Nachlass-Verwaltern Peter Schuh und Dirk Wummel gelang es nicht, den tief in den roten Zahlen steckenden Gesundheitsverein wieder flott zu machen. Hoffnung keimte bei den rund 5500 Beschäftigten daher auf, als im vergangenen Jahr ein katholisches Trägerbündnis die ctt übernahm. Doch Erfolgsmeldungen hielten sich bislang in Grenzen. Besser gesagt: Es gab keine. Trotz einer zwischen ctt-Vorstand und Mitarbeitervertretung geschlossenen Dienstvereinbarung (Job-Garantie gegen Gehaltsverzicht) wurden in einigen der 40 ctt-Einrichtungen Stellen abgebaut, Beschäftigte gekündigt: erst in Bad Soden, dann in Bernkastel-Wittlich, jetzt in Weiskirchen und Illingen. Als nächstes sind offenbar die Mutter-Kind-Heime an der Reihe: Eines übernimmt wahrscheinlich die Kölner Josefsgesellschaft, die beiden anderen (Weiskirchen und Bad Soden) werden wohl geschlossen. "Der Markt ist tot", sagt CTT-Chef Thiel. Dennoch gibt sich der Vorstandsvorsitzende optimistisch, schon bald den "turnaround", die Wende, verkünden zu können. "Bei der Gesamtsanierung sind wir in der Finalphase", sagt er in feinstem Manager-Deutsch, um auf Nachfragen ein wenig konkreter zu werden: "In den nächsten vier, fünf Wochen" gebe es etwas zu vermelden. "So allmählich ist es höchste Zeit für frohe Botschaften", meint auch Mitarbeitervertreter Jürgen Müller.

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