"Pipi-Stopp" in Merzig

MERZIG/TRIER. Fahrgäste der Regionalbahn von Koblenz nach Saarbrücken konnten kürzlich die Zug-Klos nicht benutzen. Alle Türen waren abgeschlossen. Der Zug legte in Merzig eine "Pinkelpause" ein, damit die Fahrgäste ihren Bedürfnissen nachgehen konnten.

Hat die Deutsche Bahn kein Personal mehr für die Reinigung ihrer Zug-Toiletten und muss daher "Pipi-Stopps" auf Bahnhöfen einlegen? Zumindest für den Saarländer Heinz Stephan liegt diese Vermutung nahe. Als er kürzlich mit seiner 30-köpfigen Wandergruppe nach einem Ausflug an der Mosel von Bullay mit dem Regional-Express nach Saarbrücken zurück gefahren sei, sei ihm "Haarsträubendes" passiert: "Während der Fahrt in Richtung Trier stellten wir fest, dass alle Toiletten geschlossen waren", berichtet er. Mitreisende hätten daraufhin erzählt, dass dies seit der Abfahrt in Koblenz so sei. Von dort braucht der Zug bis Saarbrücken immerhin gut zweieinhalb Stunden. Um ihren Bedürfnissen nachgehen zu können, baten Heinz Stephan und seine Wanderfreunde den Zugführer um Abhilfe. "Doch der gab uns nur die Antwort, er könne keine Toilette mehr aufschließen." Erst in Merzig habe der Bahn-Mitarbeiter dem Drang der Fahrgäste nachgegeben und einen "Pipi-Stopp" von zehn Minuten eingelegt, damit sie die dortige Bahnhofs-Toilette benutzen konnten. "Mit zirka 15 Minuten Verspätung kam der Zug dann in Saarbrücken an und fuhr postwendend im gleichen Zustand nach Koblenz zurück", berichtet Heinz Stephan. Sehr ärgerlich sei für die Fahrgäste zudem gewesen, dass viele in Saarbrücken ihre Anschluss-Verbindungen verpasst hätten. Bei dem Sachverhalt habe es sich um einen Einzelfall und eine große Ausnahme gehandelt, entgegnet Cornelia Rauchenberger, Bahn-Sprecherin für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, auf Anfrage: "Die Toiletten werden abgeschlossen, wenn sie entweder defekt oder aber zu voll sind." Im besagten Zug habe kein Reinigungs-Problem vorgelegen, dem Mitarbeiter während der Fahrt oder nach der Ankunft in Saarbrücken hätten Abhilfe leisten können, sondern ein Kapazitäts-Problem. An jenem Tag seien auf Grund zahlreicher Feste an der Mosel sehr viele Gäste mit der Bahn gereist.Bahn-Personal soll Lösung finden

Um den Missstand zu beseitigen, hätten die Zugklos leer gepumpt werden müssen. Doch dies hätte "länger gedauert als die Wendezeit in Saarbrücken". Weitere Fälle, dass in einem Zug alle Toiletten geschlossen waren, seien der Bahn nicht bekannt. Nur bei der Einführung der ICE habe es anfangs entsprechende Probleme gegeben. Falls eine solche Ausnahme-Situation dennoch einmal eintreten sollte, rät Cornelia Rauchenberger den Fahrgästen, sich zunächst beim Bahn-Personal zu informieren, ob es im Zug eine weitere Toilette gebe beziehungsweise die Mitarbeiter darum zu bitten, eine Lösung für die missliche Lage zu finden. Dann halte der Zug auf dem nächsten geeignetenBahnhof.

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