Platzhirsch gegen Manager

TRIER. Präsidentenwahlen an der Fachhochschule Trier sind traditionell ein schwieriges Prozedere. Viele interne Bewerbungen, Rivalität zwischen Personen und Fachbereichen: Es wurde stets heftig gestritten, meist hinter den Kulissen. Diesmal blieb die amtierende Präsidentin Adelheid Ehmke auf der Strecke.

Die Notiz auf der FH-Homepage im Internet ist so knapp und gut versteckt, dass man sich anstrengen muss, sie zu finden. Aber der Inhalt birgt Brisanz. Der Senat der Hochschule habe am 13. Juni beschlossen, der Versammlung, einem Gremium, dem Vertreter von Professoren, Mitarbeitern und Studenten angehören, "eine Zweierliste für die Wahl des Präsidenten vorzuschlagen". Sie enthalte "die Kandidaten Professor Dr. Bert Hofmann und Dr. Dietmar Brodel". Damit geht eine Ära in der kleineren der beiden Trierer Hochschulen zu Ende. Seit 1998 hatte Adelheid Ehmke als Chefin der FH amtiert, die erste Hochschul-Präsidentin in Rheinland-Pfalz. Eine Ära geht zu Ende

Die akademische Oberrätin ohne Professorentitel war als "Externe" auf den Schild gehoben worden, nachdem sich interne Bewerber gegenseitig neutralisiert hatten. In ihrer Amtszeit entwickelte sich die FH kontinuierlich weiter. Ehmke trat immer wieder deutlich nach außen wahrnehmbar als Repräsentantin ihrer Hochschule auf - auch als Präsidentin der Landeshochschulkonferenz. Ihr Ansehen in der Region ist beachtlich - um so überraschender, dass der Senat ihr erst gar keine Chance für eine Wiederwahl einräumte. Die Möglichkeit hätte durchaus bestanden: Das Rheinland-Pfälzische Hochschulgesetz sieht vor, dass der "Versammlung" drei Kandidaten vorgeschlagen werden können. Insider vermuten, dass man fürchtete, die rhetorisch versierte Präsidentin werde bei der Vorstellungsrunde vor der Wahl die Konkurrenz doch noch ausstechen. So bremste man sie schon im Vorfeld aus. Auch Vizepräsident Diethelm, ebenfalls auf der Bewerberliste, bekam keine Chance. Adelheid Ehmke hält sich mit öffentlichen Stellungnahmen zurück, macht aber deutlich, dass sie selbst auch keine Erklärung für das Votum des Senats hat. Dass ihre vor drei Jahren fehlgeschlagene Bewerbung für das Präsidentenamt der Uni Koblenz-Landau eine Rolle gespielt haben könnte, glaubt sie nicht. Es sei "überall erkennbar gewesen, dass ich mich mit ganzer Kraft für die FH Trier eingesetzt habe". Kandidaten mit großer Erfahrung

Die beiden potenziellen Nachfolger verkörpern Alternativen, wie sie kaum unterschiedlicher sein könnten. Bert Hofmann ist seit fast 20 Jahren Professor an der FH Trier, ein Spezialist für Stahlbau. Nach seiner Habilitation in Bochum hatte er vor seiner Trierer Zeit vier Jahre in der privaten Wirtschaft gearbeitet. Ab 1988 amtierte er als Abteilungsdekan - zu dieser Zeit war die FH noch keine eigenständige Hochschule, verfügte über keinen Präsidenten. Sein Abgang 1992 war mit allerlei Getöse verbunden, eine neue Kandidatur 1996 blieb erfolglos. Nun tritt er in der Schlussphase seiner akademischen Karriere erneut an, nicht ohne Chancen: Als "Platzhirsch" verfügt Hofmann über ein gutes Standing, auch außerhalb der Professorenschaft. Sein Kontrahent Dietmar Brodel nennt zwar keinen Professorentitel sein Eigen, bringt aber überregionales Renommee als früherer Geschäftsführer des "Stuttgart Institute of management and technology" (Simt) mit, einer europäisch ausgerichteten Privathochschule. Wissenschaftlich hat er über internationales Umweltmanagement gearbeitet, bei Diskussionsrunden über die Zukunft der Hochschulen ist er ein gern gesehener Teilnehmer. "Eher Manager als Wissenschaftler", so stufen ihn frühere Mitarbeiter ein.

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