Polternder Papst

TRIER. Der renommierte englische Wein-Experte Stuart Pigott (43) hat den geplanten Hochmoselübergang erneut scharf kritisiert. Der Brückenbau zwischen Ürzig und Zeltingen Rachtig (Kreis Bernkastel-Wittlich) sei eine "Verschwendung von Steuergeldern", sagte Pigott im Gespräch mit dem TV .

Der "Papst" poltert. Wenn der bekennende Mosel-Fan und Riesling-Fachmann Stuart Pigott an die Bundesstraße B 50 neu denkt, ist's bei dem 43-jährigen Engländer vorbei mit der vornehmen britischen Zurückhaltung. Dann wippt Pigott unruhig mit dem Stuhl hin und her, fuchtelt heftig mit den Armen, und seine Stimme vibriert. "Völlig überflüssig", sei der geplante Brückenbau, wettert er, statt des erhofften wirtschaftlichen Aufschwungs werde durch das 500-Millionen-Euro-Projekt eine wunderschöne Landschaft zerstört.Dass Pigott, der von 1989 bis 1992 in Bernkastel-Kues eine Wohnung hatte und mittlerweile in Berlin lebt, die Trasse nicht liebt, ist beileibe nichts Neues. Seit Monaten schon lässt der über die Grenzen Deutschlands bekannte "Weinpapst" keine Gelegenheit aus, gegen das "Brücken-Monstrum" zu Feld zu ziehen.Protziges Prestigeobjekt

Mal nutzt Pigott dazu seine wöchentliche Kolumne in der Sonntags-FAZ ("Ultimative Hässlichkeit"), mal das Fachjournal Wein Gourmet ("Irrsinn an der Mosel") und mal den Trierischen Volksfreund ("Der hellste Wahnsinn").Besonders sauer ist Stuart Pigott in diesem Zusammenhang auf den rheinland-pfälzischen Multi-Minister Hans-Artur Bauckhage. Während sich der Liberale einerseits als Mainzer Weinbauminister für den Erhalt der Kulturlandschaft einsetze, trage er andererseits - als Verkehrsminister - zu deren Zerstörung bei. "Eine Kultur-Schandtat", findet Pigott. Schließlich gehe es nicht um "irgendwelche beliebigen Anbauflächen, sondern die berühmtesten Weinberglagen der gesamten Bundesrepublik".Bauckhage reagiert indes gelassen auf die Angriffe des prominenten Kritikers. Der Minister spricht von einer optimalen Trassenführung, die die Eingriffe in Natur und Landschaft auf ein Mindestmaß begrenze. Zudem sei es gerade für die Weinwirtschaft an der Mosel entscheidend, dass durch die B 50 neu und den Hochmoselübergang die regionalen Feriengebiete besser erreicht würden.Stuart Pigott will dennoch in seinem Kampf gegen das "protzige Prestige-Objekt", der etwas dem Don Quichotes gegen die Windmühlen ähnelt, nicht locker lassen. "Ich werde meine Kriegspläne noch nicht bekannt geben", orakelt er im TV -Gespräch, "aber ich habe noch etwas in petto."Etwas deutlicher wird der Riesling-Experte indes bei seiner Bewertung des 2003er Weinjahrgangs. "Ja", sagt Pigott voraus, es werde tolle Weine geben, aber von einem Jahrhundertjahrgang könne man deshalb noch nicht sprechen - allenfalls von Jahrhundert-Weinen. Den Winzern an Mosel, Saar und Ruwer prognostiziert der Guru beste Zukunftsaussichten - wenn sie auf Qualität setzten.Und woran hapert's noch? "An einer vernünftigen Preispolitik", meint Pigott. Vor allem Spät- und Auslesen würden zu billig verkauft, sagt der Wein-Experte.Einen Insider-Tipp für alle TV -Leser hat Stuart Pigott abschließend auch noch auf Lager. Seine Geheimfavoriten in diesem Jahr kommen beide aus dem Traben-Trarbacher Stadtteil Wolf: das Kirchengut Wolf von Markus Boor sowie der Betrieb des jungen Schweizers Daniel Vollenweider. "Absolut top", meint der Weinpapst.

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