Prävention zeigt Wirkung: Weniger Einbrüche in Rheinland-Pfalz

Trier/Mainz · Wie kann die Polizei dreiste Diebe bekämpfen? Ein im Raum Trier bewährtes Konzept erzielt nun in ganz Rheinland-Pfalz Erfolge. Ansätze gibt es auch, um mehr Verbrechen aufzuklären.

Prävention zeigt Wirkung: Weniger Einbrüche in Rheinland-Pfalz
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimming ("TV-Upload kimmling"

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo in der Region eingebrochen wird. Unbekannte verschafften sich in jüngster Zeit Zutritt zu zwei Wohnungen in Saarburg, hebelten Türen auf, durchwühlten Schränke, ließen Schmuck und Geld mitgehen. Im Hunsrück gab es an einem Juli-Wochenende gleich drei Einbrüche, in einem Fall stahlen Diebe aus einem Hotel einen ganzen Tresor.

Expertenrat: Drei Irrtümer über Einbrecher

Dennoch: Die Zahl der Einbrüche in der Region und im Land ist von Januar bis Juni bislang stark gesunken. Das teilten das Polizeipräsidium Trier und das rheinland-pfälzische Innenministerium auf TV-Anfrage mit. Während die Behörden in der Region im ersten Halbjahr 2016 noch 418 Einbrüche zählten, waren es in diesem Jahr 301. Im Land sank die Zahl der Wohnungseinbrüche vom Halbjahr 2016 bis 2017 von 4199 auf 2895 Fälle - ein Rückgang von gut 31 Prozent.

Innenminister Roger Lewentz (SPD) führt das auf ein Projekt zurück, das sich zuerst im Raum Trier bewährt hatte und seit dem vergangenen Jahr landesweit in allen Polizeipräsidien zum Einsatz kommt. Eine spezielle Ermittlungsgruppe jagt in der Region seit September 2014 gezielt Einbrecher, geht Strukturen osteuropäischer Banden auf den Grund, arbeitet mit Behörden grenznaher Nachbarstaaten und Bundesländer zusammen. Die Polizei berät auch kostenlos Immobilienbesitzer und Bauherren, um Wohnungen und Häuser vor Einbrüchen zu sichern. 641 Beratungen habe es bislang in diesem Jahr in der Region gegeben, die Präventionsstelle werde inzwischen noch von vier weiteren Experten unterstützt. "Es ist für mich schön zu sehen, dass das Bündel an repressiven und präventiven Maßnahmen Wirkung zeigt", sagt Triers Polizeipräsident Rudolf Berg.

Innenminister Lewentz (SPD) sieht aber keinen Grund zum Nachlassen. Im Gegenteil: "Unser Ziel ist, mehr Täter zu erwischen." Aufholbedarf sieht der SPD-Politiker bei der Zahl der aufgeklärten Wohnungseinbrüche, die im ersten Halbjahr bei 19,9 Prozent in der Region und lediglich bei 11,5 Prozent im Land lag. "Das kann niemanden zufriedenstellen", sagt Lewentz.

Das Landeskriminalamt und die Präsidien seien dabei, Erfahrungen auszuwerten und wollen das Konzept noch in diesem Jahr weiterentwickeln. Christian Soulier, Landesvorsitzender des Bundes der Kriminalbeamten, fordert, die Arbeitsgruppen in Kommissariate umzuwandeln und dauerhaft zu sichern. Hoffnung hat das Land, Einbrecher mit Kennzeichen-Lesegeräten zu erwischen, die rheinland-pfälzische Polizisten künftig anlassbezogen auf Straßen einsetzen dürfen und für die das Land einen unteren sechsstelligen Betrag ausgeben will. Soulier sieht eine Chance, über den Weg osteuropäische, organisierte Einbrecherbanden aufzuspüren. Die ziehe es nach bundesweiten Verhaftungen zwar zunehmend in Gebiete, wo sie ungestörter rauben könnten.

Gebannt sei die Gefahr aber bei weitem nicht. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die Opposition im Landtag fordern daher mehr Polizisten. Der GdP-Landesvorsitzende Ernst Scharbach beklagt, dass die Zahl der Polizisten in diesem Jahr mit 70 Beamten weniger als 2016 eine Talsohle erreiche. CDU-Innenexperte Matthias Lammert ruft nach mehr Kriminalbeamten, um mehr Beweisspuren an Tatorten zu sichten. Themen des Tages Seite 3 Der Bund setzt auf höhere Strafen (flor) Abschrecken soll Einbrecher nach Wunsch der Politik auch ein Bundesgesetz, das die Mindeststrafe für Wohnungseinbrüche von drei Monaten auf ein Jahr anhebt. Der Bundesrat hat bereits zugestimmt.

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