Predigt-Hilfen im Angebot

Die Opposition wittert in Regierungsbroschüren Werbung in eigener Sache auf Steuerzahlerkosten, die Ministerien selbst sehen sich in der Pflicht zu informieren: Fast 3,5 Millionen Euro verschlangen innerhalb von zwölf Monaten die Publikationen des Landes.

Mainz. Eine 200 Seiten starke Predigt-Hilfe für die Pfarrer zum Thema "Nachhaltig predigen" (Kosten: 28 917 Euro) des Umweltministeriums oder das umstrittene, von Innenminister Karl Peter Bruch bei seinem Schwiegersohn in spe in Auftrag gegebene 180 000 Euro teure Imagefilm-Projekt "Fliegen lernen": Beides fällt unter die Rubrik Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung.Argwöhnische Opposition

Entsprechend groß ist stets der Argwohn der Opposition zu den PR-Aktionen, die von Juli 2006 bis Juni 2007, also rund um das 60-Jahr-Jubiläum des Landes, von der Regierung bezahlt wurden. Insgesamt summieren sich die Rechnungen der Publikationen auf 3,43 Millionen Euro, wie die Antwort auf eine CDU-Anfrage ausweist.Absoluter Spitzenreiter bei der Regierungs-PR ist das Wirtschafts- und Verkehrsministerium mit 1,17 Millionen Euro. Unter die Ausgaben für rund 80 Veröffentlichungen fällt die Standortbroschüre in Chinesisch (13 411 Euro) genauso wie das Hengstverzeichnis des Landgestüts Zweibrücken (3400 Euro) - aber auch die Verkehrs-Zeitung "der Takt" des Rheinland-Taktes (439 675 Euro). Seelenheil und Umwelt lagen offenbar dem Umweltministerium besonders am Herzen, denn neben den Hilfen für die Predigtvorbereitungen in Sachen Nachhaltigkeit gab es auch noch 5000 Faltblätter "Predigtanregungen begleitend zum Kirchenjahr" für 4140 Euro. Geld für die Ruanda-Revue

Fast 35 000 Euro investierte das Sozialministerium in sein Senioren-Magazin "Spätlese", mehr als 7000 Euro die Staatskanzlei, damit die Regierungserklärung von Ministerpräsident Kurt Beck schwarz auf weiß nachgelesen werden kann. "Polizei-Kurier", "Ruanda-Revue", zahlreiche Rechts- und Steuer-Tipps und auch das Jubiläums-Journal zum 60. Landesgeburtstag kosteten Geld. Mit wie viel frühere Landes-Jubiläen zu Buche schlugen, konnte die Regierung angeblich nicht mehr in Erfahrung bringen. Doch ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die Öffentlichkeitsarbeit wohl nicht günstiger wird: Das Wirtschaftsministerium plant etwa einen Imagefilm "Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz". Geschätzte Kosten: 190 000 Euro.

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