"Prinzesschen, es wird alles gut"

TRIER. Vor dem Landgericht hat am Montag der Prozess gegen eine 21-jährige Wittlicherin begonnen. Sie soll vor sieben Monaten ihren ein Jahr jüngeren Freund erstochen haben.

"Prinzesschen, hör' doch auf zu weinen. Es wird alles gut." Glaubt man der Angeklagten, waren das die letzten Worte ihres Freundes. Kurz darauf verlor der 20-jährige Auszubildende das Bewusstsein, wenig später war er tot - gestorben an einer Stichverletzung in den Herzbeutel. Selbst wenn der Notarzt daneben gestanden hätte, wäre das Leben des jungen Mannes wohl nicht mehr zu retten gewesen. Seiner ehemaligen Lebensgefährtin wird seit gestern in Trier der Prozess gemacht. Die 21-Jährige hat sich nach einem heftigen Streit in der gemeinsamen Wohnung ein Taschenmesser gegriffen und schließlich "die Arme nach oben gerissen", als der Freund einen Schritt auf sie zu gemacht habe. "Ich wollte ihm doch nicht weh tun", sagt die ganz in Schwarz gekleidete junge Frau vor Gericht, "mir war gar nicht bewusst, dass ich dieses scheiß Ding in der Hand hatte." War die Bluttat also ein Unfall, wie es die gelernte Hotelfachfrau darstellt? Oder stach sie womöglich absichtlich und in Rage zu, weil der Freund sie endgültig verlassen wollte - nach eineinhalb Jahren, in denen es zuletzt immer häufiger Streit gab, der nicht selten mit Handgreiflichkeiten endete, wie Zeugen aussagten? Es ist eine schwierige Wahrheitsfindung für das fünfköpfige Gericht, allein deshalb, weil niemand dabei war, als es an einem Juliabend zu dem tödlich endenden Streit kam. Nach den Schilderungen der Angeklagten ist der Freund an jenem Montag nach einem Krach ums wieder mal zur Neige gehende Geld letztlich ausgerastet und habe sie sogar gewürgt. Zeugenaussagen aus dem Umfeld des Getöteten schildern dagegen die junge Frau als "notorische Lügnerin" und "hysterisch". Der Freund habe bei den Streitereien häufiger blaue Flecken oder sogar klaffende Wunden davongetragen. Nach Aussagen der Patentante des 20-Jährigen soll die zuletzt arbeitslose Frau sogar gedroht haben: "Wenn du mich verlässt, bringe ich erst dich und dann mich um." Den Entschluss auszuziehen habe ihr Neffe damals bereits gefasst gehabt, sagt die Tante. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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